anzeige
anzeige
Bildungsreise – Folge 2: Krieg und Frauen

Bildungsreise – Folge 2: Krieg und Frauen

Das Wunderhorn

Bildungsreise – Folge 2: Krieg und Frauen. Das Wunderhorn 2012. 290 S.

Maaza Mengiste wird in Addis Abeba geboren und ist früh auf der Flucht bis nach New York, wo sie heute auf Englisch Romane und journalistische Essays über äthiopische Geschichte schreibt. Ins Deutsche übersetzt wurde bislang ihr Debüt »Unter den Augen des Löwen«. Ihr zweiter Roman »The Shadow King« brachte ihr den Vergleich mit Toni Morrison und eine Nominierung für den Booker Prize ein. Beide Romane handeln von Äthiopien im 20. Jahrhundert, die Protagonisten reichen sich von Buch zu Buch die Hand. »The Shadow King« spielt überwiegend im Jahr 1935, in dem Mussolinis Armee in Äthiopien einmarschiert, um eine alte Niederlage in »Abessinien« zu rächen und die lang ersehnte Kolonie auf dem afrikanischen Kontinent nach faschistischem Prinzip zu errichten. Dieser Versuch misslingt, die Jahre italienischer Pseudo-Herrschaft sind 1940 zu Ende. Doch die Gewalt traumatisierte, wie Mengiste zeigt, Äthiopiens Bevölkerung nachhaltig. Im Jahr 1974, zentral für »Unter den Augen des Löwen« und Endstation von »The Shadow King«, begannen die Tumulte, die auf die Befreiung von der Feudalherrschaft zielten, aber in Terror endeten. Mengistes Protagonistin Hirut durchlebt besonders den Krieg mit Italien in »The Shadow King« auf schmerzliche Weise. Im feudalen System Äthiopiens nimmt sie den Rang einer Magd ein, für die nicht mehr als der Objektstatus vorgesehen ist, der sich durch Peitschenhiebe ihrer eifersüchtigen Dienstherrin Aster wie auch die sexuelle Gewalt ihres Dienstherrn Kidane manifestiert. Zur Subjektwerdung Hiruts kommt es dann, ausgerechnet, in einer Armee unter Kidanes Führung zur Verteidigung des äthiopischen Hinterlandes. Hirut entwickelt zum ersten Mal eine positive – wenngleich fragwürdige – Identität als Soldatin. Mengistes erklärtes Anliegen mit »The Shadow King« war es, über Frauen im Krieg zu schreiben und ihnen damit eine aktive Rolle in der an sich problematischen Geschichte der Siege und Niederlagen der Völker Äthiopiens zu geben. Eine Reflexion über die gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen des Kriegs und Hiruts Soldatinnen-Dasein fehlt neben der teils langatmig-deskriptiven Glorifizierung der äthiopischen militärischen Verteidigung. Alexandra Ivanova


Weitere Empfehlungen