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Bis dann, mein Sohn

Bis dann, mein Sohn

Kinochronik

CHN 2019, 185 min, R: Wang Xiaoshuai, D: Wang Jing-chun, Yong Mei, Qi Xi Drei Jahrzehnte in drei Stunden: Der Berlinale-Gewinner »Bis dann, mein Sohn« von Wang Xiaoshuai legt den Wandel der Volksrepublik offen; zeigt, wie Politisches im Privaten wirkt. In einem faszinierenden Netz aus Rückblenden, deren Wurzeln bis in die Gegenwart reichen, spinnt Wang ein narratives Netz um das Schicksal eines Paares im Niedergang des Kommunismus, spannt den Bogen vom Aufbruch nach der Kulturrevolution in den achtziger Jahren bis in den prosperierenden Turbokapitalismus der Gegenwart. Wie der Partei stets zu folgen war, auch wenn es hieß, das ungeborene Kind zu töten. Den Ausverkauf des Kapitalismus, wenn die Fabriken schließen und die Arbeitslosigkeit droht. Er zeigt, wie ein achtloser Moment ein Leben zerstören kann. Das Individuum gerät ins Getriebe einer Gesellschaft im permanenten Wandel. Wang macht die tiefen Narben unter der Oberfläche einer scheinbar bruchlosen Erfolgsgeschichte sichtbar. Das ist großes, emotionales Kino im Kleinen. Behutsam entwickelt der Regisseur sein sensibles Geflecht hin zu einem fulminanten Abschluss. Eine Chronik, gemacht für die Kinoleinwand, mit zwei starken Schauspielern im Mittelpunkt: Wang Jing-chun (»Feuerwerk am helllichten Tage«) und Yong Mei (»The Assassin«) verkörpern das Paar durch die Jahrzehnte. Für ihre intensive Darstellung erhielten sie beide gleichberechtigt den Silbernen Bären als beste Darsteller bei der diesjährigen Berlinale. Lars Tunçay


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