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Born to be Blue

Born to be Blue

King of Cool

CDN/GB 2016, 98 min, R: Robert Budreau, D: Ethan Hawke, Carmen Ejogo, Callum Keith Rennie Die Molltöne entsprachen schon immer eher der Natur des Chet Baker. Sein größter Erfolg ist immerhin das an Traurigkeit kaum zu überbietende »My Funny Valentine«. Dennoch traf er einen Nerv und stieg in den Fünfzigern zu einem gefragten Jazzmusiker auf. Seine Konkurrenz zum impulsiv auftretenden Miles Davis hat ihn aber nie losgelassen und es stellte sich schnell heraus, dass Baker nicht für das Showbiz geschaffen war. Nur ein knappes Jahrzehnt später war er am Ende. Heroinabhängig saß er im Knast. Hier setzt Robert Budreaus Interpretation ein. Ein Filmproduzent kauft ihn frei. Er will ein Biopic über Baker drehen, mit ihm in der Hauptrolle. Am Set begegnet dem geläuterten Trompeter die Schauspielerin Jane. Mit seinem Charme umgarnt er sie, doch das Glück wendet sich bald. Chet landet im Krankenhaus, nachdem ihn ein früherer Dealer, dem er noch Geld schuldete, blutig schlug. Dabei büßte er einen Großteil seiner Zähne ein und die Fähigkeit, seiner Berufung nachzugehen. Doch Jane bleibt bei ihm und langsam kämpft sich Chet zurück ins Rampenlicht. Das Comeback Ende der Sechziger sollte eine fruchtbare zweite Karriere einläuten. Von den Drogen kam Baker aber nie los - einmal Junkie, immer Junkie. Budreau, der bereits einen Dokumentarfilm über Bakers Leben drehte, wählt für sein Spielfilmdebüt eine sehr frei improvisierte Herangehensweise, ähnlich der, die Don Cheadle für sein Miles-Davis-Porträt »Miles Ahead« wählte. Auch »Born to be blue« springt virtuos zwischen den Zeitebenen, nicht ganz so eklektisch, aber das passt zu Bakers Jazz. Auch wenn eine Figur wie Jane ein Konglomerat verschiedener Frauen im Leben des schwierigen Genies ist und es sie so nie gegeben hat, ist Budreaus Interpretation eine leidenschaftliche, ebenso wie das Spiel von Ethan Hawke, der den »King of Cool Jazz« nuanciert verkörpert. Lars Tunçay


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