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Charli XCX

Charli XCX

How I’m Feeling Now

How I’m Feeling Now

Charlotte Aitchison ist selbst ernannter Popstar von Beruf und hat diesen schon immer sehr ernst genommen. Ihre Fannähe ist nicht gespielt, oder nur insofern, als sie Teil der Kunst ist, was sie im Zuge der Produktion von »How I’m Feeling Now« eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Aus ihrem Schlafzimmer heraus führte sie nach Beginn der Quarantänemaßnahmen in den USA Massen-Zoom-Meetings mit ihrer Anhängerschaft und bezog sie in die Produktion des Albums mit ein, was noch untertrieben klingt. Betitelungen von Songs ließ sie abstimmen, teilte Arbeitsskizzen, ließ sie an kreativen Diskussionen teilhaben. Alle Netzutopisten da draußen können sich in ihrem Glauben ans Internet als einem demokratischen Katalysator tatsächlich einmal bestätigt fühlen. Vor allem, weil man dem Endprodukt die vielen Hilfsköche kaum anmerkt. Das Album formuliert die Tonlage fort, die der Titel setzt: Pop mit wie üblich drei Lagen Zuckerguss, der aber trotzdem roh klingt, ungefiltert, sentimental, ohne Effekthascherei zu betreiben. Auf vergangenen Releases schielte Charli XCX hin und wieder etwas zu sehr auf den Mainstream, obwohl sie für diesen trotz aller eingängigen Melodien und großer Gefühle einfach den entscheidenden Tick zu exzentrisch ist. Hier lebt sie das aus, kümmert sich nicht darum, dass Popsongs ganz ohne Drums oder mit elektronischen Störgeräuschkaskaden im Mittelteil vielleicht nicht die Charts erobern werden, solange es bei den Fans zündet. Abgeschottet intim und einladend zugänglich, experimentell und stadiontauglich zugleich trifft Charli XCX mit »How I’m Feeling Now« genau den richtigen Nerv.  Kay Schier


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