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Coucou

Coucou

Girl

Girl

Mit ihrer Besetzung aus einer Gitarristin und zwei Musikerinnen an Akustikinstrumenten, Stimmen, Percussion und Gadgets haben Coucou ihre Musik schon immer im Rahmen von selbst auferlegten Beschränkungen gemacht. In Form der »Girl«-EP haben sie sich der Herausforderung gestellt, diesen minimalen, intimen, mit Motiven von Folkmusik spielenden Soundraum zu erweitern und groß zu machen, ohne dabei eben diese Intimität über den Haufen zu werfen. In der Tat könnte man davon sprechen, dass die Band sich auf den fünf Tracks in jeder Hinsicht auf ein neues Level hebt, allerdings klingt das im Kontext der vorliegenden Musik unangemessen maximalistisch. An sich ist im Vergleich zum letzten Album im Soundbild außer elektronischen Effekten und, versteht sich, minimaler Perkussion nicht viel dazugekommen, diese neuen Mittel nutzen sie aber mit maximalem Effekt, siehe den effektiven Einstieg mit »Out Of My Head«: Ein wenig Hall auf die sparsame Gitarre gelegt, eine verwaschene Drummachine klopft dazu einen Cha-Cha-Cha-Beat, das alles so fein abgestimmt abgemischt, dass es präsent ist, ohne mit dem Gesang um Aufmerksamkeit zu konkurrieren, fertig ist, man kann es kaum glauben, eine Variante von Indiepop, die im Jahr 2020 zeitgemäß wirkt. Die Harmonien und Melodien, die Coucou auf der EP ausloten, sind in sich selbst so effektvoll, dass sie einen Song ohne schmückendes Beiwerk tragen, siehe zum Beispiel die eher behäbig beginnende Ballade »There’s A Place«, die sich ins Stadionformat hineinsteigert, oder den sich hymnisch emporschraubenden Pre-Chorus von »My Idea Of You«. Hier trifft am Jazz geschulte Finesse auf ein untrügliches Gehör für guten Pop und großen Schmalz, ohne die Grenze zum Kitsch zu überqueren. Diese fünf Songs sind ein mehr als angebrachter Soundtrack für die dunklen Monate und den Zustand, den Douglas Adams einmal den »langen, dunklen Fünf-Uhr-Tee der Seele« genannt hat, getragen von einer Melancholie, die ohne Larmoyanz auskommt, sondern sich den Hoffnungsschimmer für das letzte Drittel des Songs aufspart. Kay Schier


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