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Deportation Class

Deportation Class

Aufenthaltsbeendend

BRD 2017, Dok, 85 min, R: Carsten Rau, Hauke Wendler Die Präzision und Härte der deutschen Asylpolitik und der Abschiebungen, die fern der Öffentlichkeit und abseits von Gegenprotesten vollstreckt werden, schildert »Deportation Class« mit erschreckenden Bildern und nüchterner Haltung. Dabei begleitet der Film zwei albanische Familien, die, nachdem ihr Herkunftsland als »sicher« deklariert wurde, eben dorthin verbracht werden. Zwei von mehr als 250 Fällen, die 2016 binnen drei Tagen allein von Rostock aus Richtung Balkan abgewickelt wurden. Bundesweit waren es 25.000 Asylsuchende, die zwangsweise in ihre Heimat zurückgeführt wurden. Für den dreifachen Vater Gezim heißt das konkret, dass 3.30 Uhr ein »Zuführungskommando« - gut ein Dutzend Polizisten und Beamte - unangekündigt seine Wohnung betritt und eine halbe Stunde zum Sachenpacken lässt. Die 12-jährige Tochter ist auf Klassenfahrt im Harz - für das Kommando unerheblich. Nur die Mutter darf bis zu ihrer Rückkehr bleiben. Den notwendigen Dolmetscher hat nur das Filmteam dabei. Schnitt zum leitenden Beamten: »So weit ist die Lage unter Kontrolle.« In seiner Vielstimmig- und Sachlichkeit ist der Film ein Stück politische Bildung, vor allem für diejenigen, die die Lebensrealität von Asylsuchenden in Deutschland nicht kennen. Der Lehrer einer Integrationsklasse rätselt darüber, wie er mit seinen traumatisierten Schülern über Abschiebungen ins Gespräch kommt. Das zuständige Ministerium hat informiert, diese seien aus dem laufenden Unterricht nicht auszuschließen. Interessant wird es auch dann, wenn Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Caffier auftritt. Offensichtlich als PR-Kampagne für die damals anstehende Landtagswahl geplant, inszeniert sich der CDU-Spitzenkandidat als softer Hardliner, als solidarischer Polizeioberster, der auch mal mit anpackt, als verständnisvoller, aber rigoroser Rechtsvollstrecker. Sebastian Gebeler


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