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Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden

Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden

Absurditätenkabinett

E 2019, 103 min, R: Aritz Moreno, D: Luis Tosar, Pilar Castro, Ernesto Alterio Der unzuverlässige Erzähler ist ein beliebtes Stilmittel in der Literatur, mit dem Spannung auf Kosten der Glaubwürdigkeit erzeugt wird. Aritz Morenos Regiedebüt ist voll von fabulierenden Figuren, die den Zuschauer immer wieder aufs Glatteis führen. Die Vorlage des spanischen Autors Antonio Orejudo Utrilla verschachtelt Geschichten in Geschichten, bis einem förmlich schwindelig wird. Die Struktur wirkt wie die eines Episodenfilms, in der Art des oscarnominierten »Wild Tales«, aber hier sind die Handlungsfäden unerwartet und geschickt miteinander verwoben. Ausgangspunkt ist eine zufällig wirkende Begegnung im Zug nach Madrid. Ein selbsterklärter Psycho-Doktor und die Frau eines Patienten treffen aufeinander. Er erzählt ihr von den Krankheitsgeschichten seiner Patienten, sie bringt ihre eigene mit, die zu diesem Punkt geführt hat und einen unerwarteten Ausgang nehmen wird. Utrillas Narration schlägt dabei zahlreiche Haken und man weiß nicht, wem man am Ende noch trauen darf. Am besten man lässt sich auf den absurden Figurenkosmos ein und genießt den Trip, der – wie man es vom spanischen Genrekino gewohnt ist – herrlich überdreht, geschmacklos und sehr sehr unterhaltsam ist. Moreno nutzt dafür alle Register des Mediums Film, zwei namhafte Hauptdarsteller – Louis Tosar (»Sleep Tight«) und Pilar Castro (»Julieta«) – und eine Vielzahl bekannter Gesichter in den Nebenrollen. Lars Tunçay


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