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Eine fantastische Frau

Eine fantastische Frau

Das Recht zu trauern

104 min

CHI/D/E 2017, 104 min. R: Sebastián Lelio; D: Daniela Vega, Francisco Reyes, Luis Gnecco Marina und Orlando sind ein tolles Paar. Offen, ehrlich, liebevoll. Der Altersunterschied zwischen ihnen ist kein Problem. Auch nicht Marinas Job als Sängerin in einem Nachtclub, der völlig gegensätzlich ist zu der Welt, in der sich der erfolgreiche Unternehmer Orlando bewegt. Gemeinsam haben sie sich eine Wohnung eingerichtet und schmieden Urlaubspläne. Doch die Träume werden jäh zerstört, als Orlando plötzlich stirbt und Marina mehr verliert als ihren Partner. Denn seine Familie, die er vor Jahren verließ, schaltet sich ein. Sie behandeln Marina, die einst ein Mann war, wie eine Aussätzige, werfen sie aus der Wohnung und verwehren ihr die Trauer. Doch die junge Frau ist stolz und selbstbewusst. Sie wird nicht kampflos aufgeben. Sebastián Lelio inszenierte bereits mit »Gloria« die Geschichte einer Emanzipation und holte damit auf der Berlinale den Silbernen Bären für seine Hauptdarstellerin. Der Chilene erzählt Marinas Geschichte subtil. Ihre Sexualität wird nie offen thematisiert. Und doch erleben wir die fortwährenden Erniedrigungen der Polizei, die ein Verbrechen wittern, und die Brutalität ihres Schwagers, für den sie minderwertig ist. Marina erträgt ihr Schicksal mit zusammengepressten Lippen, aber aufrecht. Unter allem liegt die Trauer, der Verlust eines geliebten Menschen. Personifiziert ist all dies in der überragenden Leistung von Daniela Vega. Dem durchdringenden Blick der Hauptdarstellerin, den Kameramann Benjamín Echazarreta in vielen Close-ups einfängt, entgeht nichts und niemand. Lelios Film trifft tief und ließ auch auf der Berlinale niemanden unbeeindruckt, wo »Eine fantastische Frau« in diesem Jahr mit dem Teddy und dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. Ein leidenschaftliches Statement für Toleranz und die Kraft der Liebe. Lars Tunçay


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