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Ema

Ema

Körpereinsatz

CL 2019, 102 min, R: Pablo Larraín, D: Mariana Di Girólamo, Gael García Bernal, Paola Giannini Pablo Larraín ist ein Freigeist. Bei seinen Filmen weiß man nie, was einen erwartet. Er rekonstruierte den Widerstand der »No«-Bewegung gegen Pinochet in körnigem VHS-Bild, widmete sich den Biografien von Pablo »Neruda« und »Jackie« Kennedy und dem Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche (»El Club«) mit unkonventionellen erzählerischen Mitteln. So ist auch »Ema« schwer in eine Schublade zu packen. Schon im Vorspann wagt der Chilene den Spagat zwischen berauschenden Bildern einer Tanzperformance, erfüllt von Freiheit, Bewegung und Schönheit, und einer unaussprechlichen familiären Tragödie: Das Kind, das Ema gemeinsam mit ihrem Mann, dem Choreografen Gastón, adoptierte, versuchte Emas Schwester umzubringen. Es war offensichtlich nicht das erste Mal, dass Polo auffällig und Ema überfordert reagierte. Für sie ist im ersten Moment klar, Polo muss gehen. Doch ihre Muttergefühle lassen sie nicht ruhen, und so heckt sie einen perfiden Plan aus. So konsequent, wie Ema ihr Ziel verfolgt, inszenierte auch Larraín seinen Film. Als fiebrige Mischung zwischen Tanz und Aktionismus ist »Ema« ein Film über weibliche Selbstermächtigung, kompromisslos bis zum Ende. Ein Film voll Leidenschaft, der sich der rationalen Betrachtung immer wieder entzieht. Das macht den Zugang zu den Figuren nicht immer einfach. Die eindrucksvolle Körpersprache seiner Hauptdarstellerin Mariana Di Girólamo fasziniert aber bis zum cleveren Schlussakt. Lars Tunçay


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