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Emrah Serbes: Deliduman

Emrah Serbes: Deliduman

Emrah Serbes: Deliduman. 480 S.

Sommer 2013: Çaglar ist siebzehn. Während auf dem Taksim-Platz in Istanbul die türkische Gesellschaft gegen ihre Unterdrückung rebelliert, trägt er in der kleinen Hafenstadt Kıyıdere seinen eigenen Kampf aus. Die Mutter ist tablettenabhängig, der Vater nicht aufzufinden und der Onkel zwar Bürgermeister, aber ein »verdammter Hund«. So bleibt Çaglar nichts übrig, als sich allein der schwierigen Aufgabe zu stellen, seiner neunjährigen Schwester Çigdem zu Weltruhm zu verhelfen. Denn Çigdem tanzt, »als sei sie Jacko höchstpersönlich«, den Moonwalk. In seinem neuesten Roman »Deliduman« erzählt Emrah Serbes, Star der jungen türkischen Literatur, mit der Stimme eines eigensinnigen Siebzehnjährigen von Familienstreitigkeiten, erster Liebe und dem Nachjagen großer Träume. Serbes ist nicht nur Bestsellerautor, sondern auch populäre Figur der Istanbuler Proteste vom Sommer 2013. Die politischen Geschehnisse der Türkei bilden die Rahmenhandlung von »Deliduman« und werden von dem Außenseiter Çaglar Stück für Stück erschlossen. Während in Istanbul Rauchgranaten und Steine geworfen werden, interessiert sich niemand für die Moonwalktanzende Çigdem – es sei denn, sie tanzte im besetzten Gezi-Park, vor den Wasserwerfern. Çigdem soll im »verrückten Rauch« der Granaten tanzen, »um dieser seelenlosen Welt ihre Seele zu schenken«. Ihre Idee führt Çigdem, Çaglar und seinen Freund Bazille in das Zentrum der türkischen Aufstände und an die Grenzen ihrer Freundschaft. In »Deliduman« beschreibt Serbes Çaglars Sommer und, ganz nebenbei, aber genauso tiefgründig, wütend und ironisch, eine neue türkische Generation, die wie Çaglar um ihre Selbstbestimmung, ihre Zukunft kämpft. Maja Mick


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