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Enki Bilal: Die Nikopol-Trilogie

Enki Bilal: Die Nikopol-Trilogie

Enki Bilal: Die Nikopol-Trilogie. 184 S.

Die Zuspätgeborenen können aufatmen. Die »Nikopol-Trilogie« gibt es endlich als Gesamtausgabe. Und das auch noch in einer großformatigen und fetten Hardcover-Ausführung. So kann man Enki Bilals zwischen 1980 und 1992 schubweise erschienenes, meisterliches Mash-up aus Mythologie und Science-Fiction richtig genießen. Die finstere Vision einer totalitären Zukunftswelt ist ein Meilenstein des frankobelgischen Comics. Postapokalyptische Gesellschaften im schwelenden Dauerkriegszustand regieren die Welt. Der eigentlich ins All verbannte Alexander Nikopol kehrt nach Paris zurück, wo zeitgleich über der Stadt eine merkwürdige Pyramide schwebt. Zusammen mit dem ägyptischen Gott Horus überwältigt er den faschistischen Usurpator. Später trifft er die Frau mit den blauen Tränen, die selbst einen Höllentrip hinter sich hat. Zusammen nehmen sie schließlich Äquator-City auseinander, eine zentralafrikanische Stadt, die von Schnee heimgesucht wird. Es ist ein kosmischer Taumel, den Bilal auslöst. Er erzählt verknappt, parabelartig. Spektakulär sind seine Bilder, in denen man eine allmähliche Entwicklung seines Stils vom harten Strich zu weicheren Konturen und Ausfüllungen wie in Pastell erkennen kann. Beigefügt sind dem Album auch einige wunderschöne Zeichnungen aus dem Extraband »Bleu Sang«, das die Affäre zwischen Alexander Nikopol und seiner Amour fou in Blau Jill Bioskop zart konturiert festhält. Die Mischung aus Action und verweisungsfreudiger Narration machen den einzigartigen Charakter des Comics aus, dessen Verfilmung als »Immortal« (2004) nur ein blasser Abklatsch war. Denn er ist bei allem Pulp und schwarzem Humor auch eine Reflexion über Macht- und Allmachtsfantasien, mag als Warnung oder Prophezeiung verstanden werden, gerade was homogene wie hybride Identitätspolitiken angeht. Tobias Prüwer


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