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Eva Berendsen, Saba-Nur Cheema, Meron Mendel (Hrsg.): Trigger Warnung

Eva Berendsen, Saba-Nur Cheema, Meron Mendel (Hrsg.): Trigger Warnung

in Kooperation mit der Bildungsstätte Anne Frank

Eva Berendsen, Saba-Nur Cheema, Meron Mendel (Hrsg.): Trigger Warnung. in Kooperation mit der Bildungsstätte Anne Frank 2019. 256 S.

Die beste Kritik an der Linken kommt meist bekanntlich nicht aus dem konservativen Lager, sondern aus der Linken selbst. Auch in »Trigger Warnung« beschäftigen sich rund 20 Autorinnen und Autoren essayistisch und größtenteils kritisch mit Identitätspolitik. Dabei lädt das Buch zum Querlesen ein: In den drei Teilen »Verortungen«, »Verstrickungen« und »Verhandlungen« findet sich, passend zur Vielfalt identitätspolitischer Felder, ein bunter Strauß an Themen, wobei ein Fokus auf Antisemitismus erkennbar ist. Von cultural appropriation bis #Metoo ist für alle was dabei. Auch im Stil ist die Sammlung divers: Trocken und abstrakt, dann wieder konkret-kämpferisch, ergibt sich eine Vielfalt der Formen zwischen Aufsatz und Twitter-Literatur. Eine Gemeinsamkeit ist das geteilte Vokabular vieler Texte. Eher selten werden Begriffe erklärt, es wird ein Basiswissen an aktuellem Szene-Sprech vorausgesetzt. Für Anfängerinnen ist das Buch trotzdem empfehlenswert, weil es gleich mehrere Türen zum Minenfeld der Identitätspolitik zu öffnen vermag. Google-willig sollten Leserinnen und Leser dann aber sein. Diskursives Highlight: dass Ayesha Khans »Rant« eine direkte Antwort auf den vorherigen Text von Gadi Taub ist. Das belebt den Diskurs zwischen den Texten, der sich ab und an allerdings in Wiederholungen verliert, anstatt in die Tiefe zu gehen. »Trigger Warnung« legt nicht nur einen Finger in die Wunde, sondern wühlt meist recht souverän in dieser herum. Hier wird Begriff und linke Praxis in Frage gestellt, ohne zerstörerisch wirken zu wollen. Eine Gratwanderung, die mit einer Vorsicht begangen wird, die leider einigen der Autorinnen und Autoren auf die Füße fällt: Ist die Rhetorik zu zaghaft, wirkt der Text zuweilen zahm. Amy Wittenberg


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