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Gato Roboto

Gato Roboto

Im Weltraum hört dich keiner schnurrn

Entwickler: doinksoft, Plattform: Switch, PC, Preis: 8 €

Wir Menschen glauben im Allgemeinen, dass es früher besser war und dass die Welt bald untergeht. Aber das Leben geht hartnäckig weiter, auch wenn die Spannungsbögen alle abgeschlossen sind. Was machen wir also? Wir spielen die letzten Jahrzehnte noch einmal durch, ob mit Fotoalben oder mit Retro-Konsolen. »Metroid« und »Castlevania« waren formal ähnliche, richtungweisende Meisterwerke. Es geht darum, mit einer leicht zerbrechlichen Spielfigur in einer großen, feindseligen Welt zu stranden und sich die Welt dann nach und nach anzueignen. Beide Spiele erschienen 1986, in einer Zeit, als das Herkunftsland Japan fern und futuristisch aus dem Röhrenfernseher strahlte. Heute steckt japanische Popkultur tief im Unterbewusstsein einer ganzen Generation, und deswegen gibt es einen pausenlosen Nachschub sogenannter Metroidvanias, jedes wie eine mehrstündige Folge »Damals war’s«, nur ohne Wolfgang Lippert und Bürger Lars Dietrich. »Gato Roboto« wiederholt die Vergangenheit nicht nur, es inszeniert sie als eine Zeit, in der sich alles auf das Wesentliche beschränkte. Das Spiel bleibt schwarz-weiß, es rauscht und knackt. Jeder Bildpunkt ist dick wie ein Butterbrot. Die Geschichte wirkt selbst wie ein Witz über absurde Videospielgeschichten: Ein Astronaut ist auf einem Planeten gestrandet und wir sind seine Katze, die allein aus dem Schiff aussteigen, verschiedene Kampfanzüge anziehen und ihm helfen kann. Die Katze liebt ihren Menschen, sie bringt große Opfer. Nicht nur, dass sie in ihrem Mesh-Anzug gegen Killermäuse, Frösche und Alienwürmer besteht, sie schwimmt sogar durch Wasser. »Gato Roboto« ist unambitioniert, aber das ist in diesem Medium mit seiner Vorliebe für sinnlose Superlative ein Kompliment. Der Verzicht auf Farben, auf detaillierte Grafik, auf zwei Drittel der Knöpfe eines modernen Controllers beschert dem Spiel eine gewisse Eleganz. Damals, so erinnert uns »Gato Roboto«, konnten sich Spiele nicht verstecken. Es gab keine opulenten Ausblicke und keine endlosen Ablenkungen, es gab nur das eigentliche Spiel. Und genau das ist stark an »Gato Roboto«: Das Gamedesign ist gut und transparent. Der Frosch muss genau so aussehen, genau so weit springen und genauso viele Treffer schlucken, wie er es tut, um als Puzzleteil in das Design dieses Spieles zu passen. Jeder Raum, jeder Pixel Sprungweite wirken wie das bewusst gewollte, handgemachte Werk eines Designers. Es ist ein Gedicht in einer Zeit der mehrbändigen Fantasyromane. Jan Bojaryn


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