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Gossenboss mit Zett

Gossenboss mit Zett

No Future

No Future

Gossenboss mit Zett, die maskierte Faust des Dresdner Lumpenproletariats, ist mittlerweile über 30, Vater und wagt sich inzwischen auch ohne Sturmhaube vor Kameras. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Was er mag: Sternburg trinken und Rapper beleidigen. Was er nicht mag (unter anderem): die Schufa, braune Trottel, andere Rapper. Im Grunde genommen ist es auch ziemlich egal, ob man ein Gossenboss-Album von 2010 oder 2021 anmacht, der Mann hat seine Themen gefunden und über die Jahre behalten. Ist das gut? Schlecht? Ansichtssache, auf jeden Fall mutet es schon ein wenig hängengeblieben an, sich stellvertretend für Straßenrap an einem acht Jahre alten Haftbefehl-Song abzuarbeiten (»du hast drei Kilo Crack unterm Fahrersitz / ich hab keine Ahnung wer der Babo ist«). Zum Glück macht sich der Gossenboss aber unverdächtig, ein verbitterter Oldschooler zu sein, sei es dadurch, dass er gegen ebenjene austeilt (»immer wenn du krass affektiert überbetonst / springt der Neunziger-Flavour durch das Fenster zum Hof, yo«), sei es durch die Beats. Die verraten zwar ziemlich klar, dass der Rapper seine musikalischen Wurzeln im letzten Jahrtausend verortet, haben aber Wucht, Bass und Herzblut in sich, vermeiden zudem das platte Abkupfern von Neunziger-Klischees, wie es so viele Kollegen praktizieren. Und letzten Endes kann man jemandem, der darauf derart trockene Pointen abliefert wie »Du sagst ›es geht hoch wie der Fernsehturm‹ / welcher Fernsehturm? Du kommst aus Merseburg« und einen ganzen Track übers Windelnwechseln und Impfgegner-auf-dem-Spielplatz-Beschimpfen macht (»Papa ist zurück feat. Danger Dan«), nicht ernsthaft böse sein. Das ist alles nicht aufregend, kann aber gern noch 20 Jahre so weitergehen. Kay Schier


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