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Haiyti

Haiyti

»Ruf mir ein Taxi nach Paris, denn ich war noch nie verliebt.« Diese Zeile ist so etwas wie das Destillat von Sui Sui, dem vierten Studioalbum von Haiyti, wollte man sie denn so weit zusammenpressen und reduzieren. Sie verspricht Leichtsinn und Entschlossenheit, Abenteuerlust und Melancholie. So manisch der Wunsch, jetzt gleich und sofort der neuen Liebe entgegenzujetten, so abgrundtief dunkel sind die Erzählungen über »Sui sui suicide«. In 15 Liedern und knapp 45 Minuten lotet die Hamburger Rapperin diese Extreme aus. Mitunter vermischt sie sie auch: »Für Dich würd ich auf die Gangster schießen, pow, pow, pow«, rappt sie in »LaLaLand« und die Grenzen zwischen Liebe und Gewalt zerfließen. »Blizzard« erzählt von Trennung und davon, wie das Sterben im Inneren doch dem auf der Straße gleicht.  »Ruf mir ein Taxi nach Paris, denn ich war noch nie verliebt« trägt aber auch den Habitus vor sich her, immer und jederzeit alles zu bekommen, wenn Geld keine Rolle spielt. Ein feiner Anklang an die glatte, platte Welt des Konsums mit »Bentley« und Designerdrogen. Gleichzeitig trieft die Zeile vor Schlager und überbordenden Gefühlen. Auch das ist bezeichnend für Sui Sui. Nicht nur, dass sich dadurch weitere thematische Gegensätze zeigen. Musikalisch ist die Spannbreite ebenso weit und reicht vom härteren Trap bis zu Dance-Pop. Da zeigt sich auch Haiytis Hang, die Grenzen des Hiphop auszuloten und nicht nur spielerisch zu experimentieren, sondern ihre Sound-Chimären gezielt umzusetzen. Damit ist Sui Sui ein Album, das vor Souveränität strotzt, aber auch vor Überraschungen und Gegensätzen überquillt. So sehr, dass es einen nicht nur rastlos, sondern manchmal auch ratlos zurücklässt.  Kerstin Petermann


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