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Hunney Pimp

Hunney Pimp

Chicago Baby

Chicago Baby

Hätte Hildegard Knef damals schon Zugang zu Drummachines gehabt und Trapmusik gekannt, wäre dabei vielleicht etwas Ähnliches herausgekommen wie »Chicago Baby«: Die Eckkneipendiva und Vorzeigewienerin Hunney Pimp fährt auf dem Album einen Film, der in Sepiaoptik und mit viel Budget für zeitgenössische Kostüme daherkommt. In einer gefühlten Zeit, in der Gangster noch Halunken genannt wurden, spielt die Bonnie-und-Clyde-Story des Albums, für deren Verständnis man als Nichtwiener aufgrund der Sprachbarriere allerdings auf die Videos angewiesen ist. Das schadet der Musik jedoch kein bisschen, denn die mit einem trockenen, lakonischen Flow zum Verknallen gerappten Parts klingen einfach verdammt cool. Auf den langsameren Tracks, in melancholische, funkelnde Beats gehüllt wie in ein rotes Cocktailkleid aus den Fünfzigern, dominiert die rauchige Gesangsstimme. Gerade diese zerstreuten Momente des Albums weisen aber auch gewisse Längen auf, hin und wieder droht die Melancholie zu versumpfen. Dessen ungeachtet ist »Chicago Baby« aber ein Projekt, das zeigt, dass Rap eigentlich alles kann – auch Fünfziger und Hildegard Knef. Kay Schier


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