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Hypnospace Outlaw

Hypnospace Outlaw

Internet im Gehirn

Entwickler: Tendershoot, Plattform: PC, Preis: 17 €

Viele Menschen empfinden Nostalgie für das gute, alte Internet. »Hypnospace Outlaw« wirft keinen nostalgischen Blick zurück, eher einen verwirrenden. Das Spiel simuliert einen Online-Anschluss im Jahr 1999 – aber nicht an das Internet, sondern den Hypnospace, den Menschen betreten, indem sie sich eine Schlafmaske wie aus dem Teleshopping aufsetzen und träumend durch den Datenhighway surfen. Ein schlimm komprimiertes Werbevideo will uns die merkwürdige Technologie schmackhaft machen. Aber online kursieren Gerüchte, dass einem der Hypnospace langsam das Gehirn kocht. Kindern und älteren Menschen droht das »Beefbrain«. So hat man sich im Jahr 1999 die Zukunft und Gefahren des Internets ungefähr vorgestellt. Der Hypnospace ist kurioserweise eine Art Dystopie – er ist in Firmenhand, und Spieler sind »Enforcer«, die eine Zwangsharmonie durchsetzen. Als Moderatoren auf dem Powertrip surfen sie durch die Weiten und überführen arme Würstchen beim Verstoß gegen kleinliche Gesetze. Erster Auftrag: Wer hat unerlaubterweise eine uralte Cartoon-Figur auf privaten Webseiten verwendet? Nach dem Klick auf einen Richterhammer und den Rechteverstoß wird das Netz sofort gesäubert und Spielgeld fließt in unsere Kasse. Die Geschichte, die sich Spieler irgendwann aus dem beeindruckend weitläufigen Wust an nichtssagendem Onlinegeschwafel und Augenkrebs-Design zusammenklicken können, ist packend und doppelbödig. Der Weg zu den Plot Points dazwischen wird aber ermüdend lang. Aber der Plot ist fast ein Nebenschauplatz bei diesem wunderbar schlimmen Internet. Schon die Begegnung mit dem glaubwürdig gealterten Computer lohnt sich: Das Wackeln am Mauszeiger, damit Seiten schneller laden, die Aufregung beim Erwerb eines neuen Bildschirmhintergrundes, die geschmacklosen Skins für den Musikplayer. Richtig groß sind die Parodien. Wie sich ältere Menschen hier in ihren Internet-Tagebüchern auskotzen, wie selbstverliebte Teenager ihre Pubertät ausbreiten, wie sich Klubs gründen und bekriegen, wie Personen mit der ganzen Technik nicht mehr zurechtkommen und mehr als eine Webseite als eine Art Hilferuf endet, das ist sehr genau beobachtet und gekonnt parodiert. Jan Bojaryn


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