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Igort: Berichte aus Japan – Ein Zeichner auf Wanderschaft

Igort: Berichte aus Japan – Ein Zeichner auf Wanderschaft

Igort: Berichte aus Japan – Ein Zeichner auf Wanderschaft. 184 S.

»Ich sah eine entstellte Stadt«: Tokio ist nicht mehr wiederzuerkennen für Igort, der einst hier lebte. Sie ist eine moderne Metropole, wie sie weltweit gleich aussehen. Zum Glück für den Comicautor zieht es ihn alsbald in die Provinz, wo er sich auf das einlassen kann, was er unter dem »alten Japan« versteht. Dort reist er umher, solange das Moxakraut zur Wärmebehandlung seiner müden Glieder ausreicht. Igort hat den zweiten Band seiner japanischen Erkundungen vorgelegt. Der gebürtige Italiener war Mangaka, hat als einer der ersten europäischen Zeichner für japanische Verlage gearbeitet. Das macht seinen Stil wirklich mannigfaltig. Inhaltlich bewegt er sich dabei lose in den Fußspuren des Wanderdichters Matsuo Basho, der im 17. Jahrhundert das Inselreich ohne konkretes Ziel durchstreifte. »Wie kühl die Melone / schlammbespritzt / im Morgentau« – poetische Zitate mischt Igort mit Selbsterlebtem. Das Buch ist ein subjektives Sammelsurium, ein wildes Potpourri aus Gedanken, Erinnerungen und Meditationen, die sich zusammengestellt finden. Man muss Lust und Geduld mitbringen, um daran Gefallen zu finden. Dann geht die gelegte Saat aber auf. Denn wie Igort eine für ihn fremde Welt entdeckt und wiederentdeckt, so geht es auch den Lesenden. Nicht jede Beobachtung, nicht jeder festgehaltene Eindruck ist fesselnd. Dafür faszinieren die farbigen Bildwelten umso mehr: von traditionellem Holzschnitt bis zu realistischen Zeichnungen und Fotos. So ist auch Lapidarem etwas abzugewinnen, wird der Comic selbst zum Gelände für ziellose, aber lohnende Streifzüge. Tobias Prüwer


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