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Karel Polácek: Männer im Abseits

Karel Polácek: Männer im Abseits

Karel Polácek: Männer im Abseits. 317 S.

Der 1945 höchstwahrscheinlich in Gleiwitz getötete tschechische Autor Karel Polácek geizt in seinem Roman »Männer im Abseits« wahrlich nicht mit Fußball-Fachkenntnis und Leidenschaft fürs Thema. Und so glänzt dieses unterhaltsame Sittengemälde in seiner etwas altertümlichen Sprache auch als Lehrwerk über den tschechischen und europäischen Fußball der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen – ganz konkret über die Prager Mannschaften Slavia Prag und Viktoria Žižkov. Anhänger von Letzterer ist Poláceks Protagonist Emmanuel, der auch im gleichnamigen Prager Stadtteil lebt. Der pfiffige Schneiderssohn gerät im Fußballstadion mit dem Geschäftsmann Natscheradetz aneinander, der Slavia-Anhänger ist. Beeindruckt von Emmanuels Schlagfertigkeit und Aufrichtigkeit stellt Natscheradetz den jungen Mann prompt in seinem Bekleidungsgeschäft ein. Das Fußballstadion wird aber auch zum Ort der Liebe für Emmanuel. Er lernt dort seine spätere Frau Emmi kennen, beide feiern dort schließlich Verlobung. Zwischendrin dient der Fußball außerdem als Blaupause für die Verarbeitung von Kriegserlebnissen und slawisch-nationalistischen Uneinigkeiten sowie als Metapher für die Weltpolitik. In Poláceks Analyse der Gesellschaft, der Werte und der Welt des »kleinen Mannes« erkennt man einen Menschenfreund, der für ein ehrliches und aufrichtiges Miteinander im täglichen Leben wirbt. Die Neuausgabe dieses 1971 zuletzt auf Deutsch erschienenen Romans enthält ein lehrreiches Glossar zu den zahlreichen österreichischen Wörtern, mit denen die Übersetzung von Herta Soswinski gespickt ist, sowie ein Nachwort von Soswinkis Enkelin über das Leben und Wirken ihrer Großmutter. Die Übersetzerin war von den Nationalsozialisten als Kommunistin verhaftet worden und 1945 aus Auschwitz geflohen. Britt Schlehahn


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