Lautten Compagney Berlin

Zugegeben: Mit dem Begriff »Gender« hätte Georg Friedrich Händel nichts anfangen können. Aber würde man dem Superstar der Barockoper erklären, was sich dahinter verbirgt, der Hallenser würde nur müde abwinken: Alles schon auf den Bühnen des 18. Jahrhunderts erlebt! Dass Frauen männliche Partien sangen oder Kastraten in virtuosesten Höhen als Königinnen oder Prinzessinnen auftraten. Zweifellos hatte der Barock deutlich mehr Lust am Verwirrspiel der Geschlechter als spätere prüde Jahrhunderte. Da lag es nahe, unter dem Titel »Gender Stories« ein Programm zusammenzustellen, das das farbenfrohe Spiel paradigmatisch durchexerziert. Und natürlich ist dafür die Berliner Lautten Compagney unter Wolfgang Katschner verantwortlich – jenes Ensemble, das wie kein zweites bis ins Detail dramaturgisch durchdachte Programme liefert. Fürs Sängerische wurden zwei Experten engagiert: Mezzosopranistin Vivica Genaux kennt sich mit Hosenrollen aus, Countertenor Lawrence Zazzo wiederum schlüpft in Frauenrollen – was gerade bei Liebesduetten wie Händels »Gran pena e geliosa« wunderbar gelingt. Hagen Kunze