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Lisel Mueller: Brief vom Ende der Welt

Lisel Mueller: Brief vom Ende der Welt

Lisel Mueller: Brief vom Ende der Welt. 116 S.

Lisel Mueller schreibt Gedichte voller Leben. Ihr Interesse am Zusammenspiel von Sprache und Erinnerung prägt ihre Lyrik. Darin kehrt sie immer wieder zurück zu persönlichen Erlebnissen aus ihrer Geschichte, erprobt die fließenden Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Leben und bedient sich der metaphorischen Ergründung von Lebensprivilegien. Soweit auch die Themen in der hier von Andreas Nohl zusammengetragenen und übersetzten zweisprachigen Ausgabe von »Briefe vom Ende der Welt«. Die ursprüngliche Hamburgerin kam nur drei Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Evansville in Illinois. Als Tochter eines Philologen, den Anfang der dreißiger Jahre kurzzeitig die Gestapo inhaftierte, lernte sie schnell Englisch. Nach dem Tod ihrer Mutter begann Mueller in dieser Sprache Gedichte zu schreiben. Aus Katharsis wurde eine mehrfach preisgekrönte Profession. Aufgrund ihrer lebensnahen Themen erschließen sich Muellers Zeilen recht schnell und doch zieht sich etwas Mystisches und Geheimnisvolles durch ihre Verse. Immer wieder thematisieren die Gedichte die Ankunft und Erlebnisse in Amerika, wo sie Neuanfang, Isolation, Liebe und Verlust erfuhr. Das Exil wurde ihr kein Gefängnis, im Gegenteil: Als Deutsche erzählt sie von einem »Besuch meines Heimatslands mit meinem amerikanischen Ehemann«, wo sie sich verwandelt, auflöst und als Amerikanerin wieder zurück in die USA reist. Eindrücke von Metamorphosen und Entfaltungen füttern die Lust am Lesen und lassen schnell den lieblosen Satz dieser Edition sowie wiederkehrende typografische Fehler vergessen.  Marcel Hartwig


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