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Luca Ventura: Mitten im August

Luca Ventura: Mitten im August

Luca Ventura: Mitten im August. 336 S.

Jede Krimiserie steht und fällt mit ihrem Personal sowie einem möglichst stimmungsvollen Ort, an dem ebendieses ermittelt. Der jeweilige Mordfall gerät da zur Nebensache – zumindest wenn der Rest stimmt. Nun also Capri. Ein Autor mit dem Pseudonym Luca Ventura schickt auf der italienischen Insel einen neuen Ermittler in die Krimiwelt: Enrico Rizzi – Anfang dreißig, getrennt lebend, einen früh verstorbenen Sohn betrauernd und wieder bei den als Bauern arbeitenden Eltern lebend. Ziemlich viel emotionaler Ballast, könnte man meinen, doch so viel bekommt der Leser davon gar nicht mit. Auch der Kummer von Rizzis mitermittelnder, nach Capri strafversetzte Kollegin Antonia Cirillo bleibt im ersten Band der neuen Serie nur angedeutet. Der Fall? Ach so: Jack Milani, Sohn aus wohlhabendem Hause, wird in einem Boot erstochen aufgefunden. Seine Freundin ist verschwunden. Beide haben Ozeanologie studiert, mit dem Ziel, die Meere zu retten. Ein klassischer Whodunit-Plot, angereichert mit dem aktuellen Thema Umweltzerstörung. Capri als Kulisse macht sich gut, wartet wenig überraschend mit viel Sonne, Meer und köstlich-schlichten Mahlzeiten auf. Rizzi kurvt mit dem Motorroller herum und macht beruflich bedingte Abstecher nach Neapel. Die beiden Ermittler gehen sich gegenseitig auf die Nerven, doch das Gezicke hält sich in erträglichen Grenzen.  Klingt alles nur so mäßig begeistert? Stimmt. Es spricht natürlich nichts dagegen, sich mit »Mitten im August« für ein paar erholsame Stunden auf die Couch zu legen und danach Urlaubspläne zu schmieden. Und natürlich muss ein Krimiautor nicht das Genre neu erfinden. Es überrascht dann allerdings doch, dass Ventura offenbar gar keine Ambitionen hat, mit seiner Rizzi-Reihe dem Bestehenden eine neue Facette hinzuzufügen.   Andrea Kathrin Kraus


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