anzeige
anzeige
Mario darf nicht sterben

Mario darf nicht sterben

Mario + Rabbids Kingdom Battle / XCOM-Serie

Preis: 70 €

Mit Mario stimmt was nicht. Das ist keine neue Erkenntnis, sondern ein über Jahre manifestiertes Unbehagen. Der Schnurrbart grinst, die Augen nicht. Sie haben alles gesehen: sportliche Wettkämpfe mit dem Erzrivalen Sonic, Abenteuer auf dem verteufelten Smartphone, bald in »Super Mario Odyssey« der Besuch in einer Menschenstadt, der endgültig beweist, dass Mario selbst kein Mensch ist, sondern irgendetwas anderes. Jetzt muss der vermeintliche Klempner »Mario + Rabbids Kingdom Battle« aushalten. Das neue Crossover-Abenteuer kombiniert Nintendos Maskottchen mit Ubisofts »Rabbids«. Die kränklich weißen Knollenhasen mit Glupschaugen und weit auseinanderstehenden Schneidezähnen funktionieren ähnlich wie Minions. Sie sind chaotisch, dumm, ungeschickt und furchtlos. Ihre größten Erfolge hatten die Hasen in Minispielsammlungen. Nun reisen sie mit einer Wasch- und Zeitmaschine in Marios Heimat und verwüsten dort alles. Wenn zwei »Storyuniversen« aufeinanderprallen, ergibt die Geschichte selten Sinn. Hauptsache, Mario und seine Freunde kämpfen am Ende gemeinsam mit guten Hasen gegen böse Hasen. Eine kleine Einsatztruppe rennt durch die übersüßten Weiten des Pilzkönigreichs. Gelegentlich entdecken sie Geheimnisse, lösen Rätsel und sammeln Münzen. Die Wurst auf dem Brot aber sind komplexe, rundenbasierte Taktikschlachten. Läuft Mario durch ein Tor, lauern dahinter böse Hasen. Helden und Feinde ziehen abwechselnd über das Spielfeld, beschießen einander, werfen Granaten, schwingen mächtige Hämmer und schicken ferngesteuerte Bomben. Jeder der acht Helden hat bestimmte Fähigkeiten: Mario springt Gegnern auf den Kopf, ein als Prinzessin Peach verkleideter Hase heilt andere. Alle Helden grätschen in die Gegner und schleudern einander über das Spielfeld. So wird aus dem anfangs statischen Brettspiel eine Kettenreaktion, in der alle Helden alle Fähigkeiten einsetzen. Tun sie das nicht, scheitern sie. Anspruchsvolle Taktikspiele sind nichts Neues. Selten sind sie so gut ausgewogen wie dieses. Mario steht auf starken Schultern: Die Struktur, die Steuerung, sogar die optische Anmutung erinnern massiv an den modernen Klassiker »XCOM«. In dem B-Movie-Spiel schießen keine Klempner auf Hasen, sondern Supersöldner auf Aliens. Auch in »XCOM« dürfen erst die Guten ziehen, Spezialkräfte einsetzen und schießen; dann sind die Bösen dran. Wie bei Mario wird auch bei »XCOM« jeder dumme Zug sofort bestraft, das Ende lauert hinter jeder Ecke. Aber eines ist anders: Wenn Mario und seine Freunde scheitern, dann sehen sie Sterne und der Kampf wird wiederholt. Wenn ein Söldner in »XCOM« zerquetscht, ausgesaugt und erdrosselt wird, dann ist er tot. Er bleibt tot. Der Einsatz scheitert, das Spiel geht weiter. Gefallene Kameraden pflastern den Weg zum Ziel. Dagegen ist das Scheitern im Pilz-Königreich bedeutungslos wie ein Schluckauf. Denn Mario darf nicht sterben. Er bleibt gefangen in der Zuckerfabrik. Er macht weiter – auch wenn Horden riesiger, wahnsinniger Hasen ihn mit Eisblöcken k.o. schlagen, wenn seine Heimat auseinanderbricht, wenn hinter jedem überwundenen Gegner ein größerer, stärkerer wartet. Welches Los härter ist? Schwer zu sagen. Jan Bojaryn


Weitere Empfehlungen