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Mr. Nice

Mr. Nice

Charismatischer Kiffer

Eine Londoner Tageszeitung nannte ihn einst den »kultiviertesten Drogenbaron aller Zeiten«: Howard Marks, geboren in einfachen Verhältnissen in einem walisischen Arbeiterstädtchen, Student der Atomphysik in Oxford, Lehrer und schließlich Haschischhändler im großen Stil. Howard Marks war eine Art moderner Robin Hood, ein Verbrecher, der in der Öffentlichkeit immer besser dastand als die gesetzestreuen Ordnungshüter, die ihn jagten. In den 1970er Jahren versorgte er seine britischen Landsleute im großen Stil mit bewusstseinserweiternden Substanzen und hielt damit ein ganzes Justizsystem zum Narren, weil er nebenbei für den britischen Geheimdienst arbeitete. In den 1990ern avancierte er zum Helden der Legalisierungsbewegung, als er nach einer siebenjährigen Gefängnisstrafe seine äußerst erfolgreiche Autobiografie »Mr. Nice« veröffentlichte. Die hat Bernard Rose jetzt verfilmt. Trotz kleinem Budget hat Rose seine Geschichte groß angelegt. Mit grobkörnigen Archivbildern verleiht er dem Biopic zusätzlich Authentizität und mit Rhys Ifans hat er einen äußerst sympathischen Hauptdarsteller gefunden. »Sie werden ihn mögen«, verspricht der Film selbstbewusst im Untertitel, und tatsächlich kann man diesem Dealer, diesem Mr. Nice, sein kriminelles Dasein kaum verübeln. Mit einem Lächeln im Gesicht und einem Joint im Mundwinkel vertritt Marks die Auffassung, dass man kein Unrecht begeht, wenn man gegen ein ungerechtes Gesetz verstößt. Als Oxford-Absolvent verkehrt er in den besten Kreisen, feiert wilde Partys und lebt ein Leben im Rausch - zwischen Afghanistan und London, zwischen schießwütigen IRA-Mittelsmännern und einer liebevollen Familie. Ein Leben der Extreme eben. Als Marks endgültig im Gefängnis landet, wird nichts beschönigt; und ein Comeback als Bestsellerautor feiern schließlich die wenigsten verurteilen Drogendealer. Alexander Praxl


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