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Nick Cave & The Bad Seeds

Nick Cave & The Bad Seeds

Ghosteen


Ghosteen


»Hörs Dir an und entscheide selbst.« Das ist die wohl gängigste Antwort, wenn Musiker gefragt werden, was ein bestimmter Song bedeuten soll. Nick Cave ist die Personifizierung dieser Antwort. Nicht, weil er selbst keine Antwort auf die Frage nach der Bedeutung hätte. Im Gegenteil: Er hat sie ganz klar und entschieden. Aber für sich, und nicht für die Menschen, die die Songs hören. Das ist spätestens seit dem letzten Album, »Skeleton Tree«, hoffentlich klar. Der persönliche Schmerz über den Verlust seines Sohnes ist allein die Sache des Musikers und was alle anderen damit anfangen, darf und muss ihm egal sein. Auf dem aktuellen Album »Ghosteen«, dem 17. Studioalbum, setzt Nick Cave diese Haltung fort. Wer apokalyptische, morbide Bilder und entsprechend düstere Musik erwartet, wie es das Image des Rockpoeten aus dem Jenseits vorsieht, dürfte enttäuscht werden. Und der dürfte sich dessen bewusst sein und sich trotzdem in hingebungsvoller Ignoranz in sphärischen Synthie-Klängen und himmlischen Gesängen eines Frauenchors suhlen. »Ghosteen« ist ein Album, das sich ganz der Romantik und Harmonie verschrieben hat. Bis zum Pathos zelebriert es die Schönheit, die auch in der Melancholie liegt. Das ist nicht unbedingt neu bei Nick Cave. Neu hingegen ist, dass der Pathos dieses Mal nicht durch Humor oder Zynismus gebrochen wird. Wer das nicht ertragen kann, für den wird »Ghosteen« nicht gemacht sein. Und Nick Cave wird das mit einem Achselzucken und einer hochgezogenen Augenbraue akzeptieren.  Kerstin Petermann


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