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On the Milky Road

On the Milky Road

Mit Schmackes

125 min

SRB/GB/USA 2016, 125 min. R: Emir Kusturica; D: Emir Kusturica, Monica Bellucci, Sloboda Micalovic Irgendwie hatte man ihn schon vermisst. Es war so ruhig geworden im Kino. Mit seinem ersten Spielfilm seit zehn Jahren kehrt Emir Kusturica (»Schwarze Katze, weißer Kater«) zurück zu alter Form, daran lässt er gleich zu Beginn keinen Zweifel. Irgendwann Ende der Neunziger: Es herrscht Krieg im Kosovo. Todesmutig und ein klein wenig irre versorgt der stille Kosta die Männer an der Front mit Milch, die er auf seinem Esel durch die Linien manövriert. Da kann schon mal ein Querschläger dafür sorgen, dass am Ende nicht viel in der Kanne ist. Im Haus der schönen Milena geht es nicht weniger turbulent zu. Die riesige alte Bahnhofsuhr tyrannisiert die Familie und fordert immer mehr Opfer. Derweil erwartet die Mutter die Rückkehr von Milenas Bruders ?aga, der als Soldat nach Afghanistan ging. Er soll mit einer rassigen Italienerin vermählt werden, die sie aus einem Flüchtlingsheim entführen. Doch als die zukünftige Braut aus dem Kofferraum steigt, verliebt sich Kosta unsterblich in sie. Er ist aber eigentlich Milena versprochen, und so ist das Chaos vorprogrammiert. Seine aberwitzige Geschichte um die Liebe in Kriegszeiten erzählt Kusturica in der ihm eigenen überbordenden Bildsprache. Die Rolle des Kosta übernahm der Meister gleich selbst. Schließlich wird die begehrte Braut, die er umgarnen darf, von der betörenden Monica Bellucci verkörpert. In der zweiten Hälfte des zweistündigen Ritts, wenn die Liebenden durch berauschende Landschaftsbilder flüchten, kehrt ein klein wenig Ruhe in die Erzählung ein. Hier findet Kusturica zu einem bittersüßen Blick auf seine Heimat und ihre Menschen. Dennoch gilt: Wer die lauten Frontalfilme des serbischen Filmemachers nicht schätzt, wird auch mit »On the Milky Road« nicht warm. Fans feiern derweil die furiose Rückkehr des eigenwilligen Altmeisters. Lars Tunçay


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