Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte hat einmal gemeint: »Das größte Geheimnis der Freimaurer ist, dass sie keins haben.« Das stimmt. Jeder, der will, kann sich umfassend über Geschichte, Riten und Ideale der weltumspannenden Bruderschaft informieren. Der Rest ist Verschwörungstheorie. Deswegen stört es auch nicht, dass sich Förster und Hempel in ihrer kleinen Schrift »Leipzig und die Freimaurer« mit den Inhalten der Freimaurerei nicht lange aufhalten. Es geht um die Geschichte der Freimaurer in Leipzig, wo bereits 1736 die erste Loge Deutschlands gegründet wurde. Um zu veranschaulichen, welche Bedeutung Freimaurer für die Stadt hatten und welchen Einfluss sie auf ihre Geschicke nahmen, genüge der Hinweis, dass heute mehr als 60 Leipziger Straßen nach Leipziger Freimaurern benannt sind. Die Mitgliedslisten lesen sich wie ein Who »s Who der Leipziger Geschichte: Blum, Bertuch, Brockhaus, Dufour, Lortzing, Marschner, Reclam, Tauchnitz, Teubner, Heine und so weiter und so fort. Die Freimaurer haben Leipzig ihren Stempel aufgedrückt und auf Schritt und Tritt Spuren hinterlassen: Zum Beispiel das Völkerschlachtdenkmal, das Förster und Hempel als geniale und einzigartige architektonische Umsetzung freimaurerischer Ideale (»die Freiheitsstatue von Leipzig«) deuten und dessen Aufnahme in das Weltkulturerbe sie nachdrücklich fordern. Sosehr man in dieser Frage geteilter Meinung sein kann, so wenig ändert das an der grundsätzlichen Richtigkeit ihrer Feststellung: »Eine Stadtgeschichte Leipzigs ohne Betrachtung des Wirkens der Logen und der Leipziger Freimaurer wird immer unvollständig bleiben«. Selbstredend kann dieser schmale - übrigens vorzüglich bebilderte - Band nur einen ersten Überblick bieten. Jetzt sind die Historiker dran. - Na los, in dem Thema stecken bestimmt ein halbes Dutzend Dissertationen! Olaf Schmidt