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Otto Zoff: Die Hugenotten

Otto Zoff: Die Hugenotten

Otto Zoff: Die Hugenotten. 400 S.

Im Wiener Verlag E. P. Tal erschien 1937 das Buch des österreichischen Schriftstellers und Dramatikers Otto Zoff, das zu einem der meistübersetzten Werke der Emigration wurde: »Die Hugenotten – Geschichte eines Glaubenskampfes«. Der Konstanzer Südverlag, in dem das Buch bereits 1948 neu aufgelegt wurde, bringt es in diesem Jahr wieder heraus. Obwohl das Thema nicht aktuell klingt, lohnt die Auseinandersetzung damit. Schnell wird deutlich, wie stark die französischen Glaubenskriege des 16. und 17. Jahrhunderts Europas Entwicklung geprägt haben. Der Protestantismus ist für uns längst Teil des Christentums. Mit der Lektüre kehrt die Leserin jedoch zu den Ursprüngen der konfessionellen Spaltung zurück und vollzieht das schockierend Neue dieser Strömung nach. Denn »Die Hugenotten« erzählt auch die Geschichte einer sozialen Umwälzung. Der Autor zeigt, wie der Protestantismus die französische Gesellschaft modernisierte und demokratisierte, wie er ihr Fleiß und Disziplin aufprägte und den Boden für wirtschaftlichen Wohlstand breiterer Schichten bestellte. Etwas anstrengend gestaltet sich das Lesen allerdings durch Zoffs akribische Beschreibung historischer Ereignisse und Persönlichkeiten, die er plastisch und romanhaft ausmalt. Der Autor lebte ab 1938 im französischen Exil, 1941 floh er weiter in die USA. Seine Bücher wurden in Deutschland wegen seiner jüdischen Herkunft verbrannt. Dass »Die Hugenotten« von seinen Zeitgenossen so interessiert aufgenommen wurde, liegt an den thematischen Parallelen: Fanatismus, Unterdrückung, Krieg, die Vertreibung und Vernichtung Andersdenkender, Andersglaubender – dieses Schicksal schien ihnen vertraut. Und die Angst vor der Wiederkehr solcher Zustände ist uns auch heute nicht fremd. Andrea Kathrin Kraus


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