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Patricia Kopatchinskaja

Patricia Kopatchinskaja

Time and Eternity

Time and Eternity

Die in der Schweiz lebende, 1977 in Moldawien geborene, mittlerweile legendäre Geigerin Patricia Kopatchinskaja hat sich von herkömmlichen Konzert- und Plattenformaten verabschiedet, bringt künstlerische Konzepte auf die Bühne, die sogenannte »Klassik« in ungewohnte Kontexte stellen. Ihre künstlerischen Statements leben nicht nur von überraschenden Einfällen, sondern vor allem von der unglaublichen Intensität ihres Violinspiels. Kopatchinskajas erdverbundene Klanglichkeit ist für jedermann auch sichtbar, stets spielt sie barfuß auf der Bühne. Bei Alpha erschien zuletzt gemeinsam mit dem Ensemble »Camerata Bern«, dessen künstlerische Leiterin Kopatchinskaja seit 2018 ist, das neue Album »Time and Eternity«. Die Repertoireauswahl kreist um die Themen Vergänglichkeit, Sterben, Angst. Erinnerung an die Opfer von Krieg und Verrat steht neben der christlichen Passionsgeschichte. »Diese Musik handelt von uns, unserer Vergangenheit und unserer Zukunft«, schreibt die Geigerin zum Programm. Sie bestimmt Karl Amadeus Hartmanns (1905–1963) Violinkonzert »Concerto funebre« aus dem Jahr 1939, entstanden aus Empörung und Verzweiflung über den Nationalsozialistischen Terror in Deutschland, zu einem Hauptwerk dieser Aufnahme. Das Konzert zitiert Lieder und assoziiert Gesänge, die in die Dramaturgie der Platte wirkungsvoll eingewoben sind und einen ungewöhnlichen und Aufmerksamkeit einfordernden Ablauf bis zum letzten Ton garantieren. Das andere Hauptwerk ist Frank Martins (1890–1974) hochexpressives »Polyptyque«, entstanden nach mittelalterlichen Bildern aus der Passionsgeschichte. Kontrapunktiert werden die ergreifend gespielten Sätze durch für Streicherensemble bearbeitete Bach-Choräle aus der Johannes-Passion, die den Schmerz der Welt in eine zumindest musikalische Erlösung transformieren. Anja Kleinmichel


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