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Peter V. Brett: Der Thron der Finsternis

Peter V. Brett: Der Thron der Finsternis

Peter V. Brett: Der Thron der Finsternis. 20 S.

In den endlosen Weiten schlechter bis mediokrer Fantasy-Literatur tauchen selten genug Highlights auf. Auf Peter V. Bretts »Dämonen-Zyklus« trifft das unbedingt zu, auch wenn es ein Triumph des Zwielichts ist. 2009 begann die sinistre Pentalogie, die mit dem vierten Band »Der Thron der Finsternis« den Zieleinlauf antritt. Originell wirkt die entworfene Welt auf den ersten Blick nicht. Es ist eine typische ans Mittelalter angelegte Fantasielandschaft. Die nördlichen Reiche erinnern in Sozial- und Herrschaftsstruktur ans damalige Mitteleuropa, wo die Menschen nach drei Ständen sortiert sind und Grafen um Einflussbereiche ringen. Im Süden gibt es ein Wüstenreich, das wie eine Kopie Arabiens wirkt. Morgenland und Abendland prallen in einem krieg erischen Konflikt aufeinander. So weit, so Klischee. Beide Kulturen – Skizzen von Christentum und Islam lassen sich jeweils herauslesen – warten auf einen Erlöser, der sie zum Sieg gegen die Dämonen anführt. Denn neben sich selbst haben die Menschen noch einen ganz anderen Feind. In ihrem unterirdischen Reich plant die Dämonenkönigin die endgültige Unterwerfung der Oberflächenbewohner. Noch muss sie sich begnügen, in der Abenddämmerung ihre Kreaturen zur Menschenjagd aufsteigen zu lassen. Die können sich nur hinter magischen Schutzsiegeln verbarrikadieren. Irgendwann aber schreitet einer von ihnen zur Gegenwehr, andere folgen. Der letzte Krieg aller gegen alle – und ein bisschen zusammen – bricht aus. Was zuerst wie eine Erneuerung der kruden These vom »Clash of Cultures« wirkt, entpuppt sich unterschwellig als Korrektur an der monolithischen Kulturthese. Weder tritt hier nur ein »südlicher« Ausnahme-Quoten-Exot auf, noch wird der »Westen« glorifiziert. Perspektivwechsel lassen Innensichten in verschiedene Protagonisten zu. Das Individuum ist nicht gefangen im Korsett kultureller Identität, sondern kann seinen Erfahrungsraum übersteigen. Sprachlich weniger schlicht als das Genre-Gros fällt Bretts Stil positiv auf. Sein Faible für Wendungen und Gespür für Spannung lassen auch rund tausend Seiten pro Band recht kurzweilig ausfallen, wenn man wie ein Winddämon flugs über die Zeilen gleitet. Tobias Prüwer


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