anzeige
anzeige
Prinz Porno

Prinz Porno

Mit Abstand

Mit Abstand

Wenn Friedrich Kautz, Familienvater aus dem Prenzlauer Berg und so ziemlich der deutscheste Typ unter unserer trüben Sonne, in den Eröffnungstrack ein launiges »Inshallah« einstreut und von seinen »Akhis« schwadroniert, wirkt das durchaus befremdlich. Es selbst sieht das wahrscheinlich anders, farbenblindes Straßenkind und so. »Ferrari in Orange / ihre Haare platinblond / ich fühl mich auf dem Beat so wie der Pate in der Bronx«: Nicht, dass man ihm dieses Gefühl nicht gönnen würde. Extra zu diesem Behufe hat Prinz Pi schließlich das Prinz-Porno-Alter-Ego reaktiviert: Das Käppi mal wieder um 180 Grad nach hinten drehen und ohne den Druck großer Themen den Battlerap zelebrieren. Die Beats sitzen tadellos, serviert wird Trap der ruhigeren, mitunter melancholischen Machart. Sie funktionieren als Kontrapunkt zur angriffslustigen Lyrik im Prinzip gut. Sie würden noch besser funktionieren, wenn sie sich untereinander nicht so saumäßig ähnlich wären. Dass er in der Rap- und Reimkunst bewandert ist, will man Ihro Majestät nicht absprechen, der Flow passt stets wie angegossen, die Reimketten über Auto, Uhr und das stattliche Eigenheim unterhalten durchaus, wenn man sich darauf einlässt, dass Battlerap eben kein Seminar in Kritischer Theorie ist. Schade nur, dass sich Prinz Porno so bierernst nimmt in seinem Anspruch, lyrisch den Gangster spielen zu wollen. Zweckreim-Zeilen wie »Jeder Motor klingt wie ’ne AC/DC-EP / Ve-ni, Vi-di, Vi-ci« oder Weisheiten der Marke »Nur wenn man wirklich immer wieder aussiebt / hat man irgendwann eine, die nie auszieht«, garniert mit Kalauern à la »unterscheiden wie Always Ultra« lassen eher an Onkel Axel auf der Familienfete nach fünf Kurzen denken als an ein Kreuzberger Original, respektive an den selbst ernannten »coolen Lehrer«, den die Neuntklässler mal vom Joint ziehen lassen, damit er sie mit seinem »Yo Yo, alles fresh, Alter?« in Ruhe lässt. Kay Schier


Weitere Empfehlungen