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Róisín Murphy

Róisín Murphy

Róisín Machine

Róisín Machine

Diesen Winter werden die Nächte voraussichtlich noch düsterer als sonst, so ganz ohne Clubs, Stroboskop, Neonlicht und Drama unter der Discokugel. Gar kein Drama? Falsch, eine ebenso altgediente wie unerschrockene irische Raverin lässt nicht ab vom House und hat uns zur auf den ersten Blick völlig falschen Zeit mit einem der besten Dance-Alben des Jahres beschenkt. Wobei »Dance-Album« ein Begriff ist, den man eigentlich nicht gern in den Mund nimmt, das klingt irgendwie nach Mitte-Achtziger-BRD und Hitparade, aber hier passt er einfach, denn genau darum geht es Madame Murphy auf ihrer Soundstudie zu puristisch-rotzigem Discohouse namens »Róisín Machine«: Dancen, feiern und in clublosen Zeiten die Ohren steif halten. Mitte der achtziger Jahre ging es weit weg von Dieter Thomas Heck und NDW, jenseits des Atlantiks in Detroit und Chicago, gerade so richtig los mit dem Sound namens House, der vollends die konventionellen Songstrukturen auflöste, die Disco noch stehen gelassen hatte, und stattdessen voll auf Trance (nicht wie in dem Genre, sondern wie in der spirituellen Erfahrung) und Wiederholung von harten Beats zu weichen Vocalsamples setzte. Auf diese Wurzeln besinnt sich Murphy, das Album klingt in all seiner soundtechnischen Rafinesse roh und unbehauen, Synthies und Kickdrum bratzen um die Wette, das es eine helle Freude ist. Ob hypnotisch-verlorene Four-to-the-Floor-Kunststücke wie »Incapable« oder peitschende Brecher á la »We Got Together«, Murphy meistert die ganze Palette und klingt dabei vor allem niemals Retro, sondern einfach nur begeistert vom Bewährten. Mit diesem Album kann man überwintern. Kay Schier


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