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Sabrina Capitani

Sabrina Capitani

Gaukler, Huren und die wahre Liebe - Sabrina Capitanis Historienschinken »Das Spiel der Gauklerin«

Sabrina Capitani. 406 S.

Manche Bücher sind wie Fallen. Bunte Umschlagbilder - vorzugsweise Frauen zeigend - und reicher Historienstoff dienen als Lockmittel. Ein straffer Spannungsbogen zerrt den Leser durch die Handlung. Die Autorin Sabrina Capitani ist die Jägerin. Reiche Beute ist zu erwarten.Erzählt wird die Geschichte der 17-jährigen fahrenden Musikerin Pauline Schwan, die zur Neujahrsmesse 1573/74 in Leipzig weilt, um Geld für den Winter einzuspielen. Dabei klärt sie gleich mehrere Verbrechen auf und findet die wahre Liebe. Originalschauplätze, Instrumentenkunde, Rotwelschgeplauder, Reformation und Schisma geben der Handlung den authentischen Rahmen. Dazu kommt ein Haufen echtes und erfundenes Personal: das Kurfürstenpaar, August und Anna von Sachsen, taucht auf, der Arzt und Kirchenreformer Caspar Peucer, ein kluger Zwerg namens Jacobus und viele andere. Es wird gefoltert, gemordet, entführt und gehurt, und die Frauen habens allzeit schwer. Alles irgendwie richtig, so oder so ähnlich muss es gewesen sein. Dennoch: Es fehlt an Tiefe, an sprachlichem Wagnis, an Erkenntnissen, die über Inhalte von Wikipedia-Artikeln hinausgehen. Das Schrammen an psychologischen, philosophischen und historischen Oberflächen hinterlässt den etwas anspruchsvolleren Leser unbefriedigt. Die freie Spielfrau Pauline verspricht dem braven Stadtwächter Martin schließlich die Ehe, und auch für alle anderen Figuren klären sich die Dinge aufs Schönste. Unterhaltung heißt die Falle, in die man (sehenden Auges) gestolpert ist. Warum auch nicht, sagt man sich und legt das Buch dorthin, wo man es nicht mehr rausholt. Muss man auch nicht. Denn in spätestens zwei Jahren wird es einen neuen Capitani-Historienschinken geben. So ist das mit der Fließbandschreiberei. Daniela Krien


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