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Slime

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Wem Gehört Die Angst

Wem Gehört Die Angst

Nach knapp vierzig Jahren Bandgeschichte eventuell auch mal über die Rente nachzudenken, ist nicht die Sache von Slime. Den Verlockungen der bürgerlichen Existenz erfolgreich widerstanden, könnte man attestieren, doch diese haben Slime sowieso nie gereizt und tun es auch jetzt nicht: »Geboren um zu zittern, wir fürchten uns so gern / warum in die Ferne schweifen, wir sehen lieber fern.« Weiterhin glänzt die sich selbst so nennende »Mitte« nicht eben durch Courage oder gar Humanismus, also arbeiten sich Slime als Bürgerschrecks vom Dienst weiter an ihr ab. Punk und klare Kante, die Mittel des Kampfes, haben sich in vier Jahrzehnten nicht verändert, wieso auch? Das meiste ist immer noch scheiße. Eine gewisse Altersmilde wiederum lässt sich hier nicht völlig von der Hand weisen, wenn Frontmann Dirk Jora sich beispielsweise in »Paradies« der seligen Zeiten von Ton Steine Scherben und Anti-AKW entsinnt. Was will man machen, er ist eben keine 25 mehr und tut auch nicht so. Zugegeben, es ist kein hundertprozentiges Kompliment, wenn man schreibt, dass sich Slime auf »Wem Gehört Die Angst« wie eine Band anhören, die seit vier Jahrzehnten dieselben drei Akkorde spielt, es ist aber auch nicht despektierlich gemeint, denn die Übung mit diesen drei Akkorden hört man ihnen eben an. Das »zwo, drei, vier« spielen sie mit genug Elan und Raffinesse, dass man sich über die Laufzeit kurzweilig unterhalten fühlt, die Produktion klingt nicht mehr nach Vierspurgerät im Partykeller, hat aber immer noch genug Biss, um sich von H&M-Pop-Punk abzugrenzen. Ohne Überraschungen alles richtig gemacht: Slime bleiben Slime, das passt. Kay Schier


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