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Star Trek Online

Star Trek Online

Widerstand ist zwecklos

Preis: 45 €

Das Schöne an Weltraumspielen ist natürlich der Weltraum. Unendliche Weiten, blaue Sonnen, rote Nebel, bizarre Anomalien, leuchtende Asteroidenfelder und mittendrin der Traum des kleinen Jungen. Er sitzt in seinem Raumschiff, fliegt los in die Tiefen des Alls und schaut mal nach, was es da hinten zu entdecken gibt. Irgendwo lauern die Klingonen, die Borg und andere intergalaktische Fieslinge. Doch das Beste ist: Echte Star-Trek-Fans aus aller Welt sind auch dabei - in einer Web 2.0-Application, der hier als Weltraumspiel daherkommt. Das ungefähr ist das Versprechen von »Star Trek Online« aus den Cryptic Studios. Die kalifornische Spieleschmiede entwickelte zuletzt das Comic-Helden-Onlinespiel »Champions Online« und startet nun mit ihrer ersten großen Lizenz-Produktion.Der Spieler beginnt im Jahr 2409 als einfacher Fähnrich der Sternenflotte, dem nach einem Angriff der Borg die Leitung eines Raumschiffes der Miranda-Klasse in den Schoß fällt. Als Sternenflottenkapitän darf er fortan durchs Weltall schippern. Dort wird dann hauptsächlich geballert, und zwar in überwältigender Grafik-Pracht. Zum Start von »Star Trek Online« können viele hundert Sternensysteme mit Warp-Geschwindigkeit angesteuert werden. Später sollen neue hinzukommen, versprechen die Entwickler. Auf Planeten und Raumstationen kann man sich mit einem Außenteam beamen lassen und in Teamshooter-Manier weiterkämpfen. Mit der Zahl erledigter Missionen steigen Rang und spielerische Möglichkeiten. Wem das brave Dasein eines Föderations-Kapitäns zu langweilig ist, der darf sich später auch den Klingonen, Kardassianern oder Romulanern anschließen.Die Gesellschaft, die in den TV-Serien und Kinofilmen rund um das Raumschiff Enterprise entworfen wird, hat drei Elemente: Militarismus, Wissenschaftlichkeit und Humanismus. Es ist - zumindest auf der Enterprise des Jean-Luc Picard - die Herrschaft eines Denkers, der in einem schlagkräftigen Raumschiff sitzt und so im Zweifelsfall die Macht auf seiner Seite hat. Ein amerikanischer Traum der von Platon beschriebenen Herrschaft der Philosophen, sozusagen. Leider haben diese Hintergründe und die sympathisch übertriebene Wissenschaftlichkeit der TV-Serien im Spiel bisher kaum Platz. Ein positives Beispiel ist eine Mission, die den Sternenkapitän über 200 Jahre zurück durch die Zeit in die Ära der Enterprise von Kirk und Spock führt. Dort tauchen plötzlich Klingonen auf, die aussehen wie die Klingonen aus den TV-Serien der 60er Jahre. Jene unterscheiden sich deutlich von den schwer maskierten Klingonen der Serien aus den 90er Jahren. Kurzum: Man erfährt hier als Spieler in einem verzwickt erzählten Geflecht, warum die Kirk‹schen Klingonen anders aussehen als die Picard‹schen. Das hört sich kompliziert an und ist es auch. Diese Mission repräsentiert die Stärke der TV-Serien - eine Mischung aus Träumerei, Abenteuer, ritterlichen Werten und wissenschaftlicher Utopie, gewürzt mit einem kleinen Paradoxon. Als exzellenter Weltraumshooter in einem großen und lebendig wirkenden Star-Trek-Universum funktioniert »Star Trek Online« schon mal. Ob das Spiel den Sog der TV-Serien entwickeln kann, hängt letztlich davon ab, mit welchem Eifer Cryptic Studios in Zukunft die Entwicklung interessanter und intelligenter Geschichten vorantreibt. Andreas Raabe


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