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Steffen Schleiermacher/Josef Matthias Hauer

Steffen Schleiermacher/Josef Matthias Hauer

Early Piano Music

Early Piano Music

Nach seiner Veröffentlichung von bereits vier CDs mit Klavierwerken, Liedern und Kammermusik von Josef Matthias Hauer (1883–1959) legt der Leipziger Pianist und Komponist Steffen Schleiermacher nun Hauers Frühwerk für Klavier vor. Josef Matthias Hauer – der wenig bekannte Antipode Arnold Schönbergs – erschuf seine ganz eigene Zwölftonmusik, sah sich im Gegensatz zu Schönberg aber nicht in Fortsetzung der Kunstmusiktradition. Nahezu isoliert und verarmt lebte und wirkte er in Wien, wo er einen ganz eigenen Kosmos mit seiner Vision einer ornamentfreien architektonischen Musik erschuf. Sein Frühwerk beinhaltet mehrere Zyklen sehr kurzer Stücke. Der Widmungsträger des Zyklus Nomos op.1 schreibt: »die mir fremden Akkorde und Melodien, die klangen, als ob einer in tiefstem Schlaf aus einem schweren Traum heraus geheimnisvolle Worte spräche«. Fast schwebend körperlos tönen auch die Nachklangstudien op.16 bei Schleiermacher. Geradezu rätselhaft sind die Miniaturen zu imaginierten Filmszenen, »Musik-Film« op.51 von 1927 mit Stücktiteln wie »Schleichende Stunden«, »Verglühende Leidenschaft« und »Sport«, deren Entstehungskontext nicht geklärt ist. Sie stehen im scheinbaren Gegensatz zur angestrebten emotionalen Entschlacktheit der von Hauer proklamierten Ästhetik. Für den Interpreten sind sie besonders anregend, insofern sie keinerlei Angaben zu Dynamik und Tempo enthalten. Steffen Schleiermacher ist hier mit seiner typisch unpathetischen, manchmal verschmitzten und überaus prägnanten Darstellung dieser Musik ganz in seinem Element. Anja Kleinmichel


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