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The Last of Us 2

The Last of Us 2

Blutbad

Sony

Entwickler: Naughty Dog, Publisher: Sony, Preis: 59 €

Nach 27 Stunden flimmert der Abspann über den Screen und die Tortur hat ein Ende. Stunde für Stunde voll nicht enden wollendem Leid, Wut, Enttäuschungen und immer wieder töten, töten, töten. »The Last of Us 2« ist ein Spiel, das spaltet. Auf der einen Seite stehen die Kritiker, die es als Meilenstein des Mediums feiern, das endlich, endlich den Kinderschuhen entwachsen sei. Dem gegenüber steht die laute Spielerschaft in Onlineforen, die es verdammen für die Storyentscheidungen der Macher. Der zweite Akt von Naughty Dogs immens erfolgreicher Dystopie der ausgehenden PS3-Ära sticht das Messer in die Halsschlagader des ersten. Der Spieler lernt Ellie, die wir damals beschützten, zu hassen, weil ihre Entscheidungen immer weniger nachvollziehbar werden. So entwickelt man eine körperlich spürbare Abneigung dagegen, weiterzuspielen. Sei es, weil das Spiel dem Medium – das definiert wird von den »Call of Dutys« und »Dooms« – und damit dem gewaltgeilen Spieler den Spiegel vorhält oder weil es Themen wie Homophobie in den Mix bringt. Nein, wer »The Last of Us 2« spielen will, weil er den ersten Teil »geil« fand, wird hier nicht bedient. Das ist Absicht, gewiss, und man kommt nicht umhin, den Entwicklern eine gewisse Portion Chuzpe zu attestieren, mit den Erwartungen der Spieler zu brechen. Die Grafik ist zudem betörend. Die Umgebung, das zerstörte, überwachsene Seattle, eine Augenweide, die Mimik der Figuren so lebensecht, dass sie einem schmerzhaft nahe kommen, und es gibt stille Momente, die bleiben. Das hervorragende Gameplay von Teil eins verfeinerten Naughty Dog derweil zur Perfektion. Das Töten geht so gut von der Hand wie nie. Aber leider bietet Teil zwei auch dem Spieler, der nach einer tiefgehenden Story sucht, zu wenig. Denn im Kern ist »The Last of Us 2« eine Rachegeschichte – und die sind schon im Medium Film, dem die Entwickler sich mit der cinematischen Präsentation und der komplexen Narration eindeutig annähern wollen, vor allem im Schundregal zu finden. Die Essenz, dass Gewalt der falsche Weg ist und nur Gegengewalt erzeugt, dürfte den meisten Spielern bereits früh klar werden. Wer das nicht einsieht, hat längst abgeschaltet. Am Ende quält man sich zum Abspann, abgestumpft ob der ekelerregenden Gewaltdarstellung. Trotz Grafik und Gameplay auf hohem Niveau ist das, was nach 27 Stunden bleibt, einfach zu wenig. Lars Tunçay


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