anzeige
anzeige
Thomas Ziebula: Der Rote Judas

Thomas Ziebula: Der Rote Judas

Thomas Ziebula: Der Rote Judas. 479 S.

Paul Stainer, ehemaliger Major und vor dem Krieg Kriminalkommissar, kehrt nach französischer Gefangenschaft zurück nach Leipzig. Er muss feststellen, dass seine Frau inzwischen einen anderen hat und er nicht mehr willkommen ist. Die Stadt ist voller Kriegsheimkehrer: überall seelische und ­körperliche Krüppel, sie betteln, musizieren oder verkaufen Krimskrams. Der Versailler Vertrag und die geforderte Auslieferung deutscher Kriegsverbrecher an die Alliierten bilden den Hintergrund für die »Operation Judas« gegen alle linken und progressiven Kräfte. Stainer, SPD-Mitglied, fängt wieder bei der Polizei an und ermittelt in mehreren mysteriösen Morden. Er kämpft nicht nur gegen die Mörder und die nationalistischen Drahtzieher im Hintergrund, sondern auch gegen seine Erinnerungen, seine teilweise Amnesie und sein Zittern. Der Feind ist allgegenwärtig – sogar in der Polizei. Thomas Ziebula gelingt es, die Spannung mit mehreren Erzählsträngen langsam zu steigern. Scheinbar zusammenhanglose Details verbinden sich, immer wieder tauchen die gleichen, vermeintlich unbeteiligten Personen auf. Ein Netzwerk alter Soldaten weckt bei Stainer böse Erinnerungen an das sinnlose Sterben in den Schützengräben.  Die kurzen Kapitel enden zumeist mit einem Cliffhanger – man will wissen: Wie geht es weiter? Doch dann springt die Geschichte in einen anderen Erzählstrang mit anderen Charakteren. Kontinuierlich wird aber klar, wie die Ereignisse und die Personen verflochten sind. Die Brutalität der Mörder – ihrerseits auch Kriegsversehrte – wirkt bedrückend. Mit einem dramatischen Eklat endet der Roman aber versöhnlich.  Joachim Schwend


Weitere Empfehlungen