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Und morgen die ganze Welt

Und morgen die ganze Welt

D 2020, Dok, R: Julia von Heinz, D: Mala Emde, Noah Saavedra, Tonio Schneider, 111 min

D 2020, 111 min, R: Julia von Heinz, D: Mala Emde, Noah Saavedra, Tonio Schneider »Wo sind all die Linksradikalen mit dem Schießgewehr?« Die Eingangsszene schwört Egotronic herauf. Wütend stapft die Antifa-Heroin mit der Flinte durchs Feld. Ratlosigkeit spricht aus ihr. Dann nimmt der Film eine 180-Grad-Wende, nähert sich als Erklärstück dem Linksradikalismus. Lisa, gut betuchtes Elternhaus in der Provinz, studiert in der Großstadt Jura. Sie zieht in ein alternatives Hausprojekt, lernt Alfa und Lenor kennen, die Teil eines gewaltbereiten Antifa-Netzwerks sind. Gemeinsam hebt das Trio ein Sprengstoffdepot von Rechtsterroristen aus, wird vom Verfassungsschutz verfolgt und kommt bei einem Ex-RAF-Mitglied unter. Am Ende findet Lisa zur bürgerlichen Welt zurück. Eigene Erlebnisse sollen Regisseurin Julia von Heinz inspiriert haben, so die PR-Botschaft: »Ich war bei der Antifa«, wird sie vor dem Filmstart zitiert. Vielleicht ist er wirklich gut gemeint, aber übers Klischee kommt ihr Film nicht hinaus. Alfa, klar muss der so heißen, ist charismatisch-sexy, weshalb die verliebte Lisa ihm folgt. Im queer-bunten Hausprojekt gehts um Party, Haarefärben und Liederabende. Die Militanzdebatte wird darauf verkürzt, dass man die Hausräumung fürchtet. Politische Debatten finden nicht statt, alles ist Bauchgefühl, verhärtet sich beim Schauen zum Urteil: »Denn sie wissen nicht, was sie tun.« Warum der Filmtitel der Zeile eines NS-Liedes gleicht, erklärt sich ebenso wenig. Tobias Prüwer


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