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Ute Holl et al. (Hg.): Gespenster des Wissens

Ute Holl et al. (Hg.): Gespenster des Wissens

Ute Holl et al. (Hg.): Gespenster des Wissens. 440 S.

»Die Zeit ist aus den Fugen«: Als Gespenst kehrt Hamlets Vater wieder, um von seinem Mörder zu künden. Von Wissen, Brüchen, Unverfugtem handelt auch »Gespenster des Wissens«, eine Festschrift, die in ihrem Charakter weit über solche Pflichtübungen in Sachen Laudatio hinausreicht. Für den Literatur- und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl wurde sie angelegt, der einem breiteren Publikum vor einigen Jahren durch seine Schrift »Das Gespenst des Kapitals« bekannt wurde. Darin seziert er die Wahrnehmungsweisen und Kategorien, nach denen wir uns den Kapitalismus erklärbar machen oder schönreden und seine Aporien sinnvoll einzuordnen versuchen. Um Gespenster, Gespinste, Feinstoffliches, Halbtransparentes und Fragmentarisches drehen sich auch die vielen Texte dieses Sammelbands. Es sind kleine Exkursionen im Denken; Lücken, Falten, Verwerfungen im Wissen, Randgänge der Philosophie, Kulturwissenschaft und Literatur, zu denen die 65 durchaus namhaften Autoren hin- und verführen. Das macht das Buch zu einer originellen Fundgrube, zum Klobuch für Intellektuelle, wenn man so möchte. Immerhin meinte Umberto Eco, die besten Ideen kämen ihm auf dem Lokus. Vom letzten Blatt und ersten Dämonen ist zu hören, von Einverleibungen und Auswürfen, Notizen aus der Literatur- und Filmgeschichte. Entlarvt werden die Masken des Fantômas, »Marx’ Gespenster« dürfen natürlich nicht fehlen. Wissenschaftstheoretisch elektrisierend ist die Kunde vom Funken, der zwischen Karl Popper und John Eccles gesprüht haben muss, bevor sie das Leib-Seele-Problem lösen wollten. Erhellend Flatterhaftes ist hier zu erfahren für jeden, der offen genug ist, zuzugeben, dass die Vorstellung vom monolithischen Block des Einheitswissens bröckelt. Tobias Prüwer


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