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Vortex

Vortex

F/B/MCO 2021, R: Gaspar Noé, D: Dario Argento, Françoise Lebrun, Alex Lutz, 140 min

Die Filme von Gaspar Noé fordern den Zuschauer. Sei es seine rückwärts erzählte Geschichte einer Vergewaltigung und ihrer Folgen in »Irreversibel«, der Trip ins Unterbewusstsein »Enter the Void« oder der Drogenhorror »Climax« – es fällt ebenso schwer, die Augen von der Leinwand zu lösen, wie das Gesehene zu verarbeiten. Noés Filme arbeiten noch lange in einem weiter. Zunächst mag man meinen, »Vortex« stelle da eine Ausnahme im filmischen Kosmos des Franzosen dar. Schließlich begleiten wir hier das ältere Paar Elle und Lui im Alltag, beim Einkauf, dem gelegentlichen Besuch des drogenabhängigen Sohnes. Doch Elle leidet an fortgeschrittener Demenz und so werden die Tage und Nächte in der verwinkelten Pariser Wohnung zunehmend zum Albtraum. Dafür sorgt vor allem das intensive Spiel seiner Hauptdarsteller Françoise Lebrun (»Die Mama und die Hure«) als Elle und Horror-Papst Dario Argento (»Suspiria«), kongenial besetzt als alternder Filmemacher Lui. Hinzu kommt die filmische Handschrift des Auteurs und seines Kameramagiers Benoît Debie. »Vortex« zeigt 140 Minuten lang zwei Handlungsstränge parallel. Die schmerzhaft langen Einstellungen und der konsequente Einsatz des Split-Screens sorgen zunehmend für ein klaustrophobisches Gefühl der Hilflosigkeit. »Vortex« ist Noés schlüssigstes Werk und erinnert nicht zuletzt an Michael Hanekes »Liebe«. Die strikte Formalität des Österreichers weicht hier allerdings der wilden Virtuosität des Franzosen. Ein Film, der unter die Haut geht. Lars Tunçay


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