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Watch Dogs: Legion

Watch Dogs: Legion

Anarchy in the UK

Ubisoft

Publisher: Ubisoft, Preis: 60 €

Die britische Hauptstadt hatte schon so einige Krisen zu überstehen – Guy Fawkes und den Gunpowder-Plot, Boris Johnson und den Brexit – aber was »Watch Dogs: Legion« auffährt, das ist auch für London zu viel. Die Hackergruppe Zero Day zündet an verschiedenen Stellen der Stadt Bomben und stürzt England damit in eine Regierungskrise. Doch die private Söldnertruppe Albion und das aus den Vorgängern bekannte digitale Überwachungssystem »ctOS« stehen bereit, um für Recht und Ordnung zu sorgen. London wird zur brutalen Polizei- und Überwachungsstadt, die ihre Bürger drangsaliert und mit kriminellen Banden gemeinsame Sache macht, um ihre Macht auszubauen. Auftritt Dedsec, die Gray-Hat-Hacker, die für soziale Gerechtigkeit und die gute Sache kämpfen. Das Problem ist jedoch, Dedsec gelten als Terroristen und sind in alle Winde zerstreut. Also muss die Gruppe neue Mitglieder rekrutieren und ein Netzwerk aufbauen, das Anarchie in der Stadt verbreitet und die Mächtigen zur Rechenschaft zieht. Cyberpunk-Games, in denen es um Computertechnologie geht und die vor fiesen Hackern nur so wimmeln, stehen derzeit hoch im Kurs. Was die »Watch Dogs«-Reihe von anderen unterscheidet, sind zum einen die deutlich näher am aktuellen Tech-Status-quo orientierten Welten und zum anderen die Darstellung eines sozialen Konflikts um Gleichheit und Gerechtigkeit, der mithilfe von Daten ausgetragen wird. Das London von »Legion« ist düsterer als das Silicon Valley des zweiten Teils, aber es scheint angesichts der aktuellen Entwicklungen in den USA und UK nicht so weit hergeholt. Eine private Sicherheitstruppe, die Menschen niederprügelt, weil sie eine andere Meinung haben? Keine Fiktion. Und auch die anarchistischen Bemühungen Dedsecs gegen die Datenkrake »ctOS« sind nicht aus der Luft gegriffen.  Und genau diesen Realitätsbezug haben die Macher von »Legion« gut umzusetzen verstanden. Denn nicht ein einzelner Superhacker oder dunkler Rächer ist im Kampf gegen die Evil-Corps dieser Welt wichtig, sondern eine ganze Heerschar an Menschen, die sich wehren und genug haben von Unterdrückung. Das Spiel setzt aus diesem Grund nicht auf einen einzelnen Protagonisten, sondern erlaubt es, jeden Menschen in der Stadt zu rekrutieren. Jeder wird mal vom System gebeutelt und erfährt in seinem Leben Ungerechtigkeiten irgendeiner Art. »Watch Dogs: Legion« wirft darauf ein Schlaglicht. Es zeigt auf, wie Überwachung und Neoliberalismus unsere Sozialsysteme untergraben und uns schutzlos zurücklassen. Bis man sich organisiert, im Dedsec-Style. Lars Schmeink


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