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Wilson – Der Weltverbesserer

Wilson – Der Weltverbesserer

Hundeleben

USA 2017, 95 min, R: Craig Johnson, D: Woody Harrelson, Sandy Oian-Thomas, Shaun Brown Wilson ist ein Höhlenbewohner. Ein Urmensch, der in seinem Einsiedlerdasein mit seinem Hund vor sich hin lebt. Wilson hat jeden Bezug zur Gegenwart verloren. Die aufs Handy glotzende Generation ist ihm fremd, und das soll jeder wissen. Wilson verteilt ungefragt seine Meinung und eckt damit stets an. Als sein einziger Freund die Stadt verlässt und sein Vater, dem der Garten immer wichtiger war als sein eigener Sohn, das Zeitliche segnet, begreift Wilson, dass er sein Leben ändern muss. Festhaltend an vertanen Chancen sucht er seine Ex-Freundin Pippi auf und es scheint, als habe auch sie sich nach seiner entwaffnend ehrlichen Art gesehnt. Doch bald darauf gesteht sie ihm, dass sie das gemeinsame Baby damals nicht abgetrieben, sondern zur Adoption freigegeben hat. Urplötzlich ist Wilson Vater und setzt alles daran, den Kontakt zu seiner Teenager-Tochter herzustellen. Wilson ist kein waschechter Misanthrop. Er mag die Menschen, doch sie fühlen sich durch seine offensive Art meist abgestoßen. Soziale Kontakte sind ihm fremd und das sorgt immer wieder für unangenehme Situationen. Der schräge Vogel mit dem schütteren Haupthaar kann einem irgendwie leidtun, verspielt durch seine Verbohrtheit aber oft die Sympathien. Dass er einem doch ans Herz wächst, liegt zum großen Teil an Woody Harrelson. Er verleiht seiner Figur Konturen und lässt den Zuschauer durch sein selbst gewähltes Elend mitleiden. Daneben heben zahlreiche bekannte Gesichter die Indie-Komödie von Hollywoods Einheitsware ab. Regisseur Craig Johnson bewies schon mit seiner Familiengeschichte »The Skeleton Twins« ein Händchen für komplexe Komödien. So ist auch seine Adaption von Daniel Clowes‹ Comic mehr als ihr derber Humor und entwickelt einen ruppigen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Lars Tunçay


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