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Yorck Kronenberg

Yorck Kronenberg

Permanentes Geheimnis - In »Ex Voto« erzählt Yorck Kronenberg die Geschichte einer seltsamen Entführung

Yorck Kronenberg. 188 S.

»Um eines der Gebäude war ein niedriger Holzzaun gezogen. Der Gefangene stieg darüber und stellte sich einen Garten vor, mit Salat und ein paar Furchen Kartoffeln; am Boden wuchsen aber nur Unkraut und Gestrüpp.« In derart plastischer Sprache beschreibt Kronenberg die Situation von Robert Siegburg, einem deutschen Arzt, der in der Fremde zur Geisel wird und unter anderem in einem Bergdorf nach Spuren menschlichen Lebens sucht. Mit einer Gruppe von bewaffneten Leuten zieht er durch die Wälder und Gebirge irgendeines Landes, in dem es Rebellen und eine Regierung gibt, vor der alle Angst haben. Er versteht weder ihre Sprache noch ihre Bräuche. Vor allem aber ist ihm unklar, was diese Leute vorhaben und welche Rolle er in ihrem Plan spielt. Das berührt durchaus essentielle Punkte: Welchen Wert hat die Geisel für die Gruppe? Wird er am Leben gelassen und, wenn ja, wie lange? Wenigstens findet er im zur Gruppe gehörigen Übersetzer eine Person, die seine Sprache spricht, deren Erläuterungen aber kryptisch bleiben. Er wird gebeten, seine Erlebnisse in einem Tagebuch festzuhalten. Auch hier stellen sich wiederum viele Fragen: Werden seine Eintragungen gelesen? Schaden sie ihm? Nützen sie ihm? In der exzellent erzählten Darstellung Kronenbergs werden Einsamkeit, Verunsicherung und Angst spürbar, die Atmosphäre des permanenten Geheimnisses unmittelbar. Wie Robert bemüht sich auch der Leser um eine Deutung der Zeichen. Seine Frau in Deutschland, das Leben dort, treten zwangsläufig in den Hintergrund. Neben der Entführung werden noch weitere Geschichten erzählt, werden Macht, Identität, Wahrnehmung und die Projektionen, die diese hervorbringen, mit einer seltsamen, schwer zu durchschauenden Religion verwoben, die auch in Roberts Notizen eine Rolle zu spielen scheint, weil sie die Gruppe der Entführer zur »Wahrheit« weisen soll. Franziska Reif


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