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Zombi Child

Zombi Child

Vielschichtig

F 2019, OmU, 103 min, R: Bertrand Bonello, D: Louise Labeque, Wislanda Louimat, Katiana Milfort Achtung, dies ist kein Zombie-Horror! Mit seinen präzisen Gesellschaftsbeobachtungen – in elegischen Bildern eingefangen und mit subtilen Nuancen des Unheimlichen geladen – bewegt sich Regisseur Bertrand Bonello hier tatsächlich näher an Peter Weirs verstörendem Meisterwerk »Picknick am Valentinstag« als an »The Walking Dead« und Co. Hauptschauplatz ist ein katholisches Elite-Mädcheninternat in der Nähe von Paris. Die Viererclique von Teenagerin Fanny (wunderbar lebendig: Louise Labeque) entscheidet sich, die neue Mitschülerin Mélissa (enigmatisch: Wislanda Louimat) aufzunehmen. Die schweigsame junge Haitianerin kam nach dem Erdbeben 2010 als Waise nach Frankreich und lebt seitdem bei ihrer Tante. Bald ahnen ihre neuen Freundinnen, dass Mélissa ein beunruhigendes Geheimnis in sich trägt. Ratio und Mystik, Freiheit und Gefangenschaft, Freundschaft und Gegensätzlichkeit – zwischen diesen Polen schillert das vielschichtige Rätsel, das Bertrand Bonello hier Szene für Szene mit Bedacht entfaltet und klugerweise auch im rauschhaft inszenierten Voodoo-Finale nicht gänzlich auflöst. Mit viel Gespür für die tosenden Gefühlswelten seiner Figuren gelingt es Bonello, der 2016 mit dem hochexplosiven Jugenddrama »Nocturama« faszinierte, zugleich eine fesselnde Coming-of-Age-Geschichte fernab aller Klischees zu erzählen und ein sorgsam durchdachtes Statement über Frankreichs koloniale Vergangenheit abzugeben. Karin Jirsak


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