Der Neonazi Christian Worch hat – zumindest was Leipzig betrifft – das Handtuch geworfen. Wegen mangelnder Beteiligung an einer Demo am Samstag, zu der er aufgerufen hatte, hat er alle von ihm angemeldeten Demos in Leipzig abgesagt. Worch hatte bis ins Jahr 2014 Demonstrationen für den ersten Mai und den dritten Oktober angemeldet. Ganze 36 Nazis waren am Samstag Worchs Aufruf zu einer Demonstration gefolgt.
Der Neonazi Christian Worch hat – zumindest, was Leipzig betrifft – das Handtuch geworfen. Wegen mangelnder Beteiligung an einer Demo am Samstag, dem 21. Juli, zu der er aufgerufen hatte, hat er alle von ihm angemeldeten Demos in Leipzig abgesagt. Worch hatte bis ins Jahr 2014 Demonstrationen für den 1. Mai und den 3. Oktober angemeldet.
Ganze 36 Nazis waren am Samstag Worchs Aufruf zu einer Demonstration gefolgt. Ihnen gegenüber standen nach Polizeiangaben 800 Gegendemonstranten, die versuchten, sich den Rechten in den Weg zu stellen. Die Veranstalter sprachen indes von 2.000 Menschen, die an den Aktionen teilnahmen. Die Polizei, die mit 1.800 Beamten vor Ort war, löste kleinere Sitzblockaden auf und leitete den Naziaufmarsch stellenweise um – was bei einer derart geringen Teilnehmerzahl auch kein Problem war. Das traurige Häuflein kam in Kilometern daher sogar weiter als sonst üblich. Kein Wunder, kamen doch auf jeden Rechten knapp 50 Polizisten.
Das Rathaus nahm die Nachricht, das Worch nun nicht mehr wiederkommen will, mit Freude zur Kenntnis. Der Erste Bürgermeister Andreas Müller sprach von einer „guten Nachricht für die Stadt Leipzig“ und wertete Worchs Kapitulation als „großen Erfolg des jahrelangen gemeinschaftlichen und friedlichen Widerstands der Leipzigerinnen und Leipziger“. In den vergangenen Jahren hatten der friedliche Protest der Bürger und Aktionen der Antifa immer wieder verhindert, dass die Rechten wie geplant durch Leipzig ziehen konnten.
Für seinen Rückzieher gab Worch gegenüber der Behörde keine Gründe an, auf seiner Homepage und in den einschlägigen Foren nahm er jedoch Stellung: Er und seine Anhänger hätten immer wieder mit „Repressionen“ zu kämpfen gehabt, in Leipzig sei man „hartnäckiger“ gewesen als anderswo. Als weiteren Grund für sein Scheitern nannte er die mangelnde Unterstützung durch die lokale Naziszene: „Die Demonstration ist boykottiert worden, und zwar erstens systematisch und zweitens auch hinterrücks“, beklagte der Hamburger. Die lokalen Kräfte hatten, anders als in der Szene üblich, im Internet nicht für den Aufmarsch geworben. Die Boykotteure hätten laut Worch den örtlichen Behörden „beinahe schon doppelt in die Hände gearbeitet“.
Die Blamage vom Samstag und Worchs Vorwürfe werden in den einschlägigen Foren vehement diskutiert. Die Rechten werfen sich gegenseitig Verrat, Feigheit und Profilneurosen vor, Beschimpfungen wie „Psychopath“ und „Junkie“ machen die Runde. Das Landesamt für Verfassungsschutz ist nach Informationen der taz der Auffassung, dass die „in diesem Umfang einzigartige Diskussionswelle“ darauf hindeutet, dass es schon länger Uneinigkeit zwischen Worch und den regionalen Führungspersonen der Rechtsradikalen gibt.
All das ist zwar erfreulich, aber kein Grund, nun zu glauben, man sei das Nazi-Problem in der Stadt losgeworden. Der Beigeordnete für Ordnung, Heiko Rosenthal, will daher wachsam bleiben: „Wir werden in unserer Achtsamkeit und Sorgfalt auf diesem Gebiet nicht nachlassen, um auch künftig für eventuelle Ernstfälle gut vorbereitet zu sein.“
Juliane Nagel vom Abgeordnetenbüro Linxxnet geht noch einen Schritt weiter und spricht mit Blick auf die Zerstrittenheit der Rechten davon, dass sich „in der letzten Zeit (...) die Nazistrukturen in Leipzig und Umgebung stabilisiert und reorganisiert“ haben. Die Szene brauche keinen Demo-Anmelder aus Hamburg mehr. Daher gebe es keinen Anlass, sich zurückzulehnen: „Wichtiger wäre es, langfristige Konzepte zur Stärkung einer starken, mitbestimmungsorientierten Zivilgesellschaft auf den Tisch zu legen und umzusetzen“, forderte Nagel.
Dennoch: Die Rechten zerfleischen sich gegenseitig und Worch kommt erst einmal nicht wieder. Das ist bei aller Vorsicht eine gute Nachricht. Und die Leipziger können mit den beiden Feiertagen etwas Schöneres anfangen, als sich mit braunen Zumutungen auseinander setzen zu müssen.