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Filmkritik

Wer geht auf welches Klo?

Der solide Hollywood-Film »The Help« zeigt den Kampf schwarzer Dienstmädchen in den Sechzigern

  Wer geht auf welches Klo? | Der solide Hollywood-Film »The Help« zeigt den Kampf schwarzer Dienstmädchen in den Sechzigern

»The Help«, basierend auf dem Bestseller von Kathryn Stockett, erzählt die Geschichte dreier couragierter Frauen, die durch ihre ungewöhnliche Verbindung eine weitreichende Veränderung in Gang setzen. Ein Film über Frauen und Vertrauen.

1963 wurde die Welt von Männern regiert, aber definitiv nicht das eigene Heim. In Jackson, Mississippi haben allerdings auch nicht die Ehefrauen das Zepter in der Hand. Es sind farbige Frauen, die ihr eigenes Leben aufgegeben haben, um bei den weißen Herrschaften zu dienen. Als Dienstmädchen schmeißen sie den Haushalt und kümmern sich um die Kinder. Aibileen Clark hat schon über 17 weiße Kinder großgezogen, während sie um ihren eigenen toten Sohn trauert. Minny Jackson dagegen ist eine Nanny-Frohnatur. Mit ihrer großen Klappe bringt sie sich um jeden Job. Als sie bei ihrer Chefin die Toilette benutzt – anstatt auf ihre eigene Dienstmädchentoilette in der Garage zu gehen –, wird sie gefeuert. Aus heutiger Sicht kaum denkbar; damals das Normalste auf der Welt.

Die weiße und aufrührerische Skeeter will ein Buch über ihre eigene Kindheit in der Obhut von Nannys schreiben. Das Skandalöse: Es soll aus Sicht der Dienstmädchen erzählt werden. Dafür braucht sie die Hilfe der Nannys. Doch der Graben zwischen schwarz und weiß, Dienstmädchen und Bürgerlichkeit scheint zu groß und die Überwindung der gesellschaftlichen Grenzen braucht gerade 1963 eine Menge Mut. Es geht aber nicht nur um Mut und Zivilcourage.

Es geht auch um Vertrauen. Um das Vertrauen in die Freundschaft zwischen Regisseur Tate Taylor und Buchautorin Kathryn Stockett, die gemeinsam in Jackson, Mississippi aufgewachsen sind. Und es geht um das Vertrauen in einen starken Frauencast. Emma Stone als Skeeter und Viola Davis und Octavia Spencer, die mit ihrem Mimenspiel und ihrem Timing für Komik den Film nicht nur auflockern, sondern tragen. Das Ungewöhnliche daran: Es sind zwei afroamerikanische weibliche Hauptrollen. Das ist neu für Hollywood. Bei den Oscars müssen wir mit »The Help« noch rechnen. Wenn Viola Davis und Octavia Spencer ihre blauen Nannykittelschürzen dann gegen eine glamouröse Oscargarderobe eintauschen können, wird jedem klar sein, dass sich die Zeiten seit 1963 geändert haben.


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