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Filmkritik

Am Wühltisch der Genre-Klischees

Regisseurin Alex Schmidt zeigt mit »Du hast es versprochen« ein Faible für unheimliche Kinder

  Am Wühltisch der Genre-Klischees | Regisseurin Alex Schmidt zeigt mit »Du hast es versprochen« ein Faible für unheimliche Kinder

Die Frauenquote auf dem Regiestuhl ist traditionell auffallend gering, beim Horror-Genre liegt sie so gut wie bei Null. Die 34-jährige Alex Schmidt wagt sich nun mit ihrem Erstlingsfilm unerschrocken in diese Männer-Domäne.

Im Mittelpunkt stehen prompt zwei Freundinnen und ihr düsteres Geheimnis aus der gemeinsamen Vergangenheit. Konsequent mädchenhaft geht es beim gruseligen Auftakt zu. Nach einem geflüsterten Countdown aus Kindermund tanzen zwei weiß gekleidete Girlies zu Geigenklängen hüpfend durch den winterlichen Wald und entdecken eine Ruine. Was es damit auf sich hat und welch schauriges Schicksal damit verbunden ist, soll sich erst ein Vierteljahrhundert später erweisen. Die kleine Hanna von einst ist mittlerweile erfolgreiche Oberärztin und Mutter einer siebenjährigen Tochter. In der Notaufnahme ihrer Klinik wird eine Frau mit einer Überdosis Tabletten eingeliefert. Hanna erkennt sofort, dass es sich um ihre Jugendfreundin Clarissa handelt, die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Die beiden verstehen sich so blendend wie damals und beschließen spontan, gemeinsam mit Hannas Tochter Lea für ein paar Tage an den Ort ihrer gemeinsamen Kindheitstage zu reisen – jene Insel, auf der einst unheimliche Dinge geschahen. Von den Eingeborenen wird das Trio zunächst freundlich empfangen. Aber als Hanna erfährt, dass ihre einstige Spielgefährtin Maria als Kind verschwunden ist und sie der Sache nachgeht, reagiert nicht nur die Umgebung zunehmend seltsam, auch ihre alte Freundin verhält sich mysteriös. Die von Albträumen geplagte Heldin will mit ihrer Tochter nur noch weg von der idyllischen Insel – leider etwas zu spät. Die Jungfilmerin bedient sich unerschrocken am Wühltisch der Genre-Klischees: Von den Flüsterstimmen zum Einstieg und den verschrobenen Figuren über diverse Visionen mit Rückblenden bis zu Splatter-Einlagen samt unheilvoll waberndem Soundtrack. Trotz einiger dramaturgischer Hänger, bisweilen hölzerner Dialoge sowie gewisser Story- und Schauspielschwächen gelingt dieser Gruseleintopf nach klassischem Rezept dank visuell überzeugender Zutaten durchaus. Im deutschen Film gehören solche Gänsehaut-Menüs zu den Raritäten – erst recht, wenn sie von Frauen zubereitet werden. Auf die nächste Schmidt-Show darf man allemal gespannt sein!


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