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Kultur

Vögeln für den Regenwald

Der Dokumentarfilm »Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald« sorgte schon im Vorfeld für Diskussionsstoff

  Vögeln für den Regenwald | Der Dokumentarfilm »Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald« sorgte schon im Vorfeld für Diskussionsstoff

Sex sells: Mit Pornofilmchen sammlen junge AktivistInnen Geld für den Umweltschutz. Der Dokumentarfilm begleitet sie bei ihrem »Kampf« für den Regenwald, für sexuelle Befreiung und das Recht auf Freizügigkeit.

Willkommen in einer etwas anderen Berliner WG. Dort wohnen Leona, Tommy, Kaajal, Natty und Danny. Wichtig ist ihnen ein ökologisches Bewusstsein. Sie wollen Menschen zurück zur Natur führen, um diese zu retten. Tommy und Leona gründeten bereits 2004 in Norwegen eine NGO, um auch praktisch aktiv zu werden. Ihr Name: »Fuck For Forest«. Ihr Konzept: Sie und alle Mitglieder stellen selbst geknipste erotische bis pornographische Fotos oder selbstgedrehte Porno-Filmchen her, die dann online gestellt werden. Wer sie sehen will, muss entweder eine Gebühr bezahlen oder eigenes explizites Material beisteuern. Die Einnahmen kommen dem Umweltschutz und Aufforstungsprojekten in Regenwaldregionen zugute. Der gleichnamige Dokumentarfilm, den Michal Marczak über die skurilen Sonderlinge gedreht hat, bietet einen – wie sagt man so schön – authentischen Einblick in gesellschaftliche Nischen, der bis dato nur Anhängern bestimmter Subkulturen vorbehalten blieb. Vielleicht war das auch besser so. Alles wirkt sehr kühl, als ob Marczak keine tiefere Kommunikation zu den Gefilmten herstellen konnte, von Empathie ist gar nicht erst zu sprechen. Weder die Geschichte der Organisation »Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald« wird adäquat beleuchtet, noch die Biografien der AktivistInnen selbst. Neben ein paar beiläufig verteilten Kurzinformationen wie »Mein Vater war ein netter Jongleur«, mit deren Hilfe sich der Zuschauer ein eher löchriges Hintergrundbild zu den AkteurInnen kleistern kann, erfahren wir so gut wie gar nichts. Leider funktioniert der Film nicht als Film, sondern nur als bisweilen sehr dürftige Informationsübermittlung. Das Voice-over des Regisseurs, das fehlende Zusammenhänge kompensieren soll, ist an mancher Stelle eher Ärgernis als erkenntnisfördernd. Es wohl als inhaltliche Brücke fungieren, um zentrale Inhalte, zu denen es keine Bilder gibt, auf verbaler Ebene zu positionieren. Doch leider geht es beim Film um Bilder. Insgesamt plätschert alles so vor sich hin, bis der Film am Ende völlig überraschend in der Konfrontation der ÖkoaktivistInnen mit verschiedenen Stämmen der brasilianischen Amazonasregion doch meisterhaft wird: hier reißen alte Konflikte und Klischees von den Weißen wieder auf, die angeblich nur kommen, um zu helfen. Dazu müssten sie allerdings das Land kaufen. Diese relativ kurzen Szenen erzählen viel über Kolonialismus als immer noch gegenwärtiges Problem und bieten inhaltlich weitaus mehr als große Teile des übrigen Films. Die AktivistInnen beschweren sich allerdings im Nachhinein auf ihrer Internetseite, das Ende wäre keinesfalls meisterhaft, sondern lediglich von Regisseur Marczak »meisterhaft« manipuliert, in dem er im Dschungel bestimmte Handlungen seitens der AktivistInnen forciert hätte, um die Dramaturgie des Films zu straffen. Detaillierter sind die Beschwerden leider nicht. Sollten Sie also Lust haben auf originelle, alternative und vor allem freizügige Methoden der Rettung des Regenwaldes, dann ist »Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald« genau der richtige Film für Sie.


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