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Stadtleben

»Wir sind die Szene«

Eine geplante App für Open Airs in Leipzig kriegt ordentlich Ärger

  »Wir sind die Szene« | Eine geplante App für Open Airs in Leipzig kriegt ordentlich Ärger

Open Airs in Leipzig sind seit Jahren ein heikles Thema. Nun will eine Berliner Firma mit einer App die Veranstaltungen bündeln und bekannt machen. Doch der Gegenwind ist gewaltig.

»Ich glaub wir sind hier im falschen Film, aber echt!« Damit hatten die Macher der Facebookseite »Open Airs Leipzig« wohl nicht gerechnet. Am Donnerstag erst ins Leben gerufen, freuten sie sich am Sonntag schon über 1000 Likes: »JUST AMAZING – Ihr habt über Nacht ja selbst die Berliner Gruppe mehr als überflügelt.« Am Montag waren es dann längst mehr als 5000 Menschen, die die Seite mit »Gefällt mir« markierten. Doch mit ihnen wurde auch Kritik in Shitstormstärke laut an der App, die die Facebookseite eigentlich bewerben wollte und deren Zweck es ist, von allen Open Airs in seiner Nähe zu erfahren.

Dabei gibt es mindestens zwei kritikwürdige Punkte: Erstens könnte die App für Ordnungsamt oder Polizei eine große Hilfe sein, um Open Airs, die ihnen bislang nicht bekannt waren, ausfindig zu machen und aufzulösen. Dem widersprachen die Betreiber auf ihrer Facebook-Seite: »Da das Ordnungsamt chronisch unterbesetzt ist, dürfte es besseres zu tun haben, als Facebook nach friedlichen Veranstaltungen zu screenen.« Zudem wüssten sie, dass Open Airs so gut wie nie aufgelöst werden würden. Woher? »Weil wir die Szene sind und in Berlin selber Open Airs veranstalten, von denen noch KEIN EINZIGES aufgelöst wurde.« Man braucht wohl nicht dazuzusagen, dass auch dieses Statement nicht gerade zur Beruhigung beitrug. Weil durchaus oft Open Airs aufgelöst werden. Und welche Szene behauptet schon von sich selbst, die Szene zu sein?

Der zweite und schwerwiegendere Kritikpunkt ist die Befürchtung, dass durch die App manche Open Airs so bekannt würden, dass Tausende Besucher kämen und die Veranstaltungen, die für eine weitaus kleinere Zahl angelegt sind, durch die Masse gesprengt würden. Dazu erklären die Betreiber, dass die App so funktioniere, dass ausschließlich DJs und Veranstalter Events eintragen können: »Es gibt also zwei verschiedene Profiltypen. Und wenn ein Leipziger DJ oder Veranstalter sein Event einträgt, dann ist das so, dass er möchte, dass dies für jeden zugänglich ist.« Wer ein DJ oder Veranstalter ist, wollen sie durch Überprüfung des jeweiligen Soundcloudprofils oder der Email ausmachen. Doch wird die App eigentlich mit den Worten beworben, dass es keinerlei Einschränkungen gäbe, was das Inserieren von Open Airs betrifft. Zudem ist völlig unklar, ob jetzt nur legale oder illegale oder welche Veranstaltungen überhaupt bekannt gemacht werden.

Nicht nur da haben sich die »Open Airs Leipzig«-Betreiber in Widersprüche und Unklarheiten verstrickt. Es ist schwer herauszufinden, wer sie eigentlich sind. Offensichtlich sind es die selben Leute, die den Open Air Finder in Berlin betreiben und ihre App nun über das ganze Land verteilen wollen. Die Seite der Firma Intentions, die sich dahinter verbirgt, ist seit Montag offline. »Weil sie (...) im Moment unvollständig ist, da sie sich im Umbau befindet«, lautet die Erklärung dafür auf Facebook. »Deswegen fehlen einige Rubriken und sie ist nicht fehlerfrei.« Noch kann man die App auch nicht bekommen, bislang gibt es nur die Facebookseite.

Deren Fan-Zahl ist inzwischen wieder gesunken, die Diskussion dort geht weiter, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, da einige kritische Posts gelöscht wurden und jetzt nur noch in den Kommentarspalte zugelassen sind.

Wir empfehlen derweil: Open Airs Paderborn. Zu denen wollen bislang 19 Menschen gehen, die dürften wohl keine Veranstaltung sprengen.


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2 Kommentar(e)

Seitenblick I: Wem gehört die Szene? | Andreas Bischof 03.07.2013 | um 12:13 Uhr

[...] entbrannte auf Facebook, und auch bei uns im Blog eine heftige Diskussion. Zahlreiche Blogs [1, 2, 3] griffen das Thema auf und verzeichneten Zugriffsrekorde. Die zumeist in der Geschmacksrichtung [...]

traumajugend 26.06.2013 | um 19:06 Uhr

die metrosexuelle, weichspüler-studenten-house-party-szene nimmt sich zu ernst. interessant wie jeder sich als was besseres gegenüber anderen empfindet. während man uns vergiftet, ausraubt, versklavt, in kriege verwickelt - schläft der gewöhnliche hippie und geilt sich lieber über eine "app" auf. gar nicht so schlecht wenn sich diese pseudoszene durch diese app in luft auflöst. außer drogen, dummen gefasel und dj's die mit ihren schicken macbooks auflegen, gibts da nichts zu entdecken.